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Und plötzlich ist Hochsaison

Irgendwann muss man die Leinen wieder losmachen, sonst erwischt einen das Poros-Syndrom (siehe Blogeintrag vom 24. Mai). Also haben wir am 8. Juni die einsame Marina von Argostoli verlassen. Und mit welchem Ziel? Poros - aber nicht das Poros im Saronischen Golf, nach dem wir das Syndrom benannt haben, sondern das kleine Poros auf der Ostseite von Kefalonia. Dort wurden wir von Spiros, dem energischen, fitten, netten und humorvollen Hafenmeister direkt an den neuen Schwimmsteg dirigiert, der in den Hafenführern und in Navionics noch gar nicht eingezeichnet ist („I want to see your beautiful money.“ heißt: Hafengebühr bezahlen). Obwohl hier mehrmals am Tag die große Fähre von Kyllini anlegt, ist es ein netter, ruhiger Ort mit einem ewig langen Kiesstrand.

Aber wie Odysseus damals wollten wir weiter, nach Ithaka. Wir mussten nicht wie er, der damals von Troja aus dorthin zurück wollte, zehn Jahre lang herumirren. Nur wenig mehr als 20 Seemeilen und wir waren da. Wir wollten in die Bucht von Vathy, dem Hauptort der Insel. Überraschung: draußen eher schwachwindig und bei der Einfahrt in die Bucht Wind mit Böen bis zu 40 Knoten. Kein guter Ankerplatz frei, die Pier voll. Da sind wir geflüchtet, wieder einige Seemeilen zurück nach Süden in die schöne und gut geschützte Ankerbucht Filiatro. Dort konnten wir gut vor Anker liegen, die Ruhe und die tolle Szenerie geniessen und ausgiebig im klaren türkisfarbenen Wasser schwimmen .

Wir konnten hier dann aber auch feststellen, dass gerade die Hochsaison begonnen hat. Hatten wir bisher nur vereinzelt Charterboote gesehen, kamen sie jetzt in immer größerer Zahl. Im Hafen von Vathy, das wir dann zwei Tage später bei ruhigem Wetter doch angelaufen haben, fühlten wir uns endgültig in die Hochsaison katapultiert. Wie an einer Perlenkette laufen hier die Boote ein, davon viele Katamarane. Die langen Piers sind schon ab dem frühen Nachmittag voll. In der Bucht wird fleißig geankert. Nach der Rushhour auf die freien Liegeplätze an der Pier können wir Katamarane mit mindesten zehn halbnackten jungen Männern mit suboptimaler Figur und schlechtem Musikgeschmack bewundern. Na ja, die haben eine Woche Urlaub, da muss was abgehen. Wir sind in Rente und haben Zeit. Aber vom Ästhetischen her gesehen empfinden wir Manches doch als Zumutung. Also: Wir sind in der Hochsaison in den Ionischen Inseln angekommen. Ist für uns gewöhnungsbedürftig.

Trotzdem: Es ist wunderschön hier. Und es gibt immer wieder nette Begegnungen mit anderen Seglern. Und schöne Ankerplätze werden wir auch weiterhin immer wieder finden.         

Trotz dieser ganzen Schönheit, die wir hier jeden Tag genießen dürfen, ist uns bewusst, dass offensichtlich die griechische Küstenwache, was Flüchtlinge betrifft, wohl in der EU eine der schlimmsten und unmenschlichsten ist. Wir sind entsetzt über den Tod so vieler Menschen bei dem Bootsunglück südlich des Peloponnes.

Ein Gedanke zu „Und plötzlich ist Hochsaison

  1. Wiegand Eilers

    Das könnte ja alles bedeutend schlechter sein!
    Wir werden Anfang Juli in Dänemark, Ebeltoft, meinen Bruder besuchen.
    Ansonsten verbringe ich meine Zeit, einen ehemals geschäftlich genutzten Anhänger als Flohmarktstand herzurichten.
    Machts gut, und immer ne Handbreit Wasser unnerm Kiel!!

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