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Von den Fischerhäfen auf Kassandra haben wir bereits erzählt. Nun haben wir einige Tage auf Sithonía verbracht, haben uns viel Zeit genommen, um den mittleren Finger der Halbinsel Chalkidiki zu erkunden, auch zu Fuß an Land. Sithonía ist grün und bergiger als Kassandra.

Entlang der Westseite machten wir für eine Nacht einen Stopp in Neós Marmarás. Beim Anlegen auf dem einzigen möglichen Platz mussten wir feststellen, dass der Schwimmsteg völlig marode, wackelig und zudem auch extrem niedrig war. Der Schwell stand fast ungehindert in den Hafen, da der schützende Wellenbrecher abgebaut worden war. Bei so viel Geschaukel trauten wir uns nicht sehr nahe an den Schwimmsteg, konnten daher unsere Gangway nicht nutzen und an Land gehen. Kein Problem, das Abendessen hatten wir im Kühlschrank und der Blick auf den Ort war sehr schön. Nur der Sekt zu unserem 35. Hochzeitstag fehlte. Wider Erwarten hatten wir eine ruhige Nacht und konnten am nächsten Morgen gut ausgeruht beim Kaffee zuschauen, wie ein großes Fischerboot, das vor uns lag, hin- und her manövriert wurde.

In Nikiti ganz im Nordwesten hatten wir einige Tage einen komfortablen Liegeplatz mit Wasser und Landstrom an der Pier. Diese ist an den Wochenenden komplett von den Booten mehrerer Charteragenturen belegt. Während der Woche war es einfach, einen Platz zu bekommen. Neben dem Hafen tummelten sich an einem ewig langen Sandstrand Sonnenanbeter aus Bulgarien, Rumänien, Serbien, Moldawien und vereinzelt auch aus der Ukraine. Deutsche oder Briten sieht man hier selten.

Und wieder gab es etwas zu feiern, Giselas 70. Geburtstag, dieses Mal mit Sekt und einem leckeren Essen an Land. Wir besuchten das alte Nikiti mit seinen schönen Steinhäusern und Holzveranden. Bei einer Wanderung quer über die Halbinsel auf die andere Seite konnten wir hinüber zum östlichen Finger und dem Berg Athos schauen.

Jetzt sind wir seit einigen Tagen wieder ganz im Südwesten von Sithonía, in der geschützten Bucht von Koufós. Hier haben wir einen Platz an der Pier ergattert und warten darauf, dass der starke Nordwind in der Ägäis nachlässt. Langweilig wird es uns hier nicht. Eine Wanderung entlang der Bucht bis zu einer Lagune und über einen Hügel zu den Resten einer byzantinischen Festung haben wir schon gemacht. Schwimmen gehen und Fassbier am Strand und ein sehr guter Fischladen machen unsere Tage hier zum Urlaubsparadies.

Morgen werden wir uns aber dann doch in die Ägäis wagen, einen Schlag von 50 Seemeilen zur Insel Limnos machen, um unseren nächsten Besuch an Bord zu nehmen.

Wir sind die Westküste von Kassandra (westlichster „Finger“ von Chalkidiki) nach Süden gefahren, vorbei an kilomerterlangen weißen Sandstränden mit karibisch türkisem Meer, vor Anker sah man jeden noch so kleinen Fisch, wunderbar.

Segler sieht man hier kaum. Es gibt viele Fischerdörfer mit kleinen Häfen,  die in den Seglerforen meist als zu klein, zu voll oder zu flach beschrieben werden. Das wollten wir wissen. In drei kleinen Dörfern haben wir für jeweils ein paar Tage angelegt: Nea Moudania, Nea Kallikratea und Nea Skioni, das „Nea“ steht für Neugründungen von Griechen, die im Rahmen der türkischen Staatsgründung 1922 aus Kleinasien vertrieben wurden. Überall recht große Fangflotten, teils aus einzelnen Booten bestehend, teils größere mit 8 -10 Mann Besatzung, der Schiffsführer Grieche, die Besatzung meist Ägypter. Die Dörfer sind richtig gemütlich, entspannt, haben auch alle Sandstrände gleich neben dem Hafen, es gibt schöne Kneipen und Bars, die Touristen hier sind entweder Griechen oder aus Nordmakedonien, Serbien, Bulgarien, Rumänien. 

Die Fischerboote fahren gegen Abend aufs Meer, kommen gegen Morgen zurück, dann warten schon kleine Lieferwagen und nehmen den Fisch in weißen Styroporbehältern in Empfang, sie liefern auch Eis für die nächste Ausfahrt. 

Auf den größeren Booten sieht man schon mal Ägypter auf ihrem Gebetsteppich, erst nach dem Gebet wird hinausgefahren. Wir haben ein Abschiedsfest erlebt, viele Ägypter mit Rollkoffer oder Rucksack gingen zum Bus, um die Heimreise anzutreten, im Frühjahr kommen sie dann wieder, der Verdienst hier in Griechenland reicht wohl aus, um die Familie zu ernähren.   

Was die Wassertiefe betrifft: Die Häfen neigen zur Versandung. Unser großer schon zehn Jahre alter Almanach zeigte auf den Karten meist einen Meter mehr als wir dann vorfanden, mit unseren 1,80m Tiefgang hatten wir dann doch meist wenigstens einen knappen Meter unter dem Kiel. Allerdings haben die meisten Segler mehr Tiefgang als unsere Aglaya. 

Griechenland ganz anders als in den touristischen vollen Küstenorten oder auf den Inseln - eine schöne neue Erfahrung.

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Jetzt geht‘s wieder los, Sommerpause vom Segeln beendet. Am 29. August brachte uns das Taxi schnell vom Flughafen Thessaloniki zur Marina Aretsou. Aglaya hatte schon auf uns gewartet. Alles OK, aber: in den zwei Monaten, die wir nicht gesegelt sind, hatte sich so viel Bewuchs am Unterwasserschiff festgesetzt, wie wir es noch nie hatten. Bei einer Runde mit dem Dinghi ums Boot konnten wir mit dem  Spachtel etwas davon entfernen. Aber die Schraube war gar nicht mehr zu erkennen.Taucher Kostas hat mit seinem Equipment den großen Rest entfernt. 

Unser Freund Hans, selbst Segler (Katamaran auf dem Alpsee und mehrere Törns in der Ägäis) kam für ein paar Tage an Bord. Und pünktlich wie vereinbart wurde von DLSails die neue Sprayhood montiert.

Gleich danach, an 1. September, konnten wir zu dritt lossegeln, bei leichtem Wind und sonnigem wolkenlosem Wetter. Sogar am Olymp, den wir immer vor Augen hatten, war in den drei Tagen, die wir zusammen unterwegs waren, keine Wolke zu sehen. Das hat man nicht so oft. Schön, direkt nach dem Start wieder mit Groß, Genua und Besan unterwegs zu sein.

Wir segelten an der Westseite von Chalkidiki nach Süden, wollten aber nach drei Tagen wieder zurück in Thessaloniki sein, da Hans dann zum Flieger musste. Was haben wir gesehen und erlebt? Viele Spiegeleiquallen, den mit großen Fischerbooten voll belegten Hafen von Néa Michanióna, in dem wir für unser Boot keinen Platz fanden und deswegen weiter südlich vor der Landspitze von Epanomí bei etwas Dünung und Winddrehern ankerten. Trotzdem konnten wir die drei Doraden genießen, die wir aus dem Fischladen in Aretsou mitgebracht hatten, und hatten eine ruhige Nacht. 

Am Morgen dann ein Bad im kristallklaren Wasser bevor wir uns unter Segeln bei leichtem Wind auf den Weg zum kleinen Hafen von Néa Kallikratía machten. Auch hier nur Fischerboote. Aber an der Südpier war noch Platz. Mit einem Meter Wasser unterm Kiel machten wir dort fest. Direkt neben dem Hafen ein Badestrand und eine Dusche. Perfekt!

Und dann ging‘s am nächsten Tag leider schon wieder zurück nach Thessaloniki, erst ein Stück unter Motor mit Delphinbesuch am Boot.

Dann zu Abschluss noch einmal schönes Segeln. Es war kurz, aber eine schöne Zeit zu dritt.

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Für diejenigen, die gerade Pause vom Segeln machen oder als Landratten trotzdem gerne vom Segeln lesen, haben wir einen besonderen Tipp: Lest das gerade erschienene Buch „Lichter am Horizont“ von Heide Wilts. Es ist nicht nur für Segler hochinteressant. Hier findet ihr weitere Informationen.

Die letzten Tage war es sehr heiß und es gab kaum Segelwind. Trotzdem haben wir uns jeden Tag etwas weiter Richtung Thessaloniki bewegt. Und sonst? Ankern und Schwimmen gehen war das Beste, was wir machen konnten. Und abends, wenn es etwas abgekühlt hatte, im Cockpit sitzen und in den Sternenhimmel schauen.

Heute sind wir auf unserer letzten Etappe aber nochmal schön gesegelt, bis vor die Einfahrt in die Marina Aretsou in Thessaloniki. Haben einen guten, sicheren Liegeplatz für Aglaya bekommen. Wir wollen sie ja hier im Juli und August alleine lassen. Vor dem Heimflug am 1. Juli gibt‘s noch ein paar Tage Arbeit, denn nach der Saison ist vor der Saison. Am 1. September sind wir zurück und machen wieder die Leinen los.

„Chalkidiki, das ist doch die Halbinsel mit den drei Fingern“, das wissen viele. Auf unserem Weg nach Thessaloniki machten wir nach unserer Olymp-Tour einen Abstecher dorthin. Für die nächsten Tage brauchten wir einen geschützten Platz, da starker Wind, Regen und Gewitter vorhergesagt waren. Zunächst gab es noch eine ruhige Ankernacht auf der Westseite vom westlichsten Finger (Kassandra). Wie ein goldenes Horn ragt am Kap Posidi der Sandstrand ins Meer. Toll zum Schwimmen im türkisblauen klaren Wasser. Und toll zum Sternegucken. Auch die Milchstraße konnten wir bestaunen.

Inzwischen sind wir übrigens zu dritt. Wie auch in den letzten beiden Jahren ist unsere Freundin und Seglerin Claudia an Bord gekommen. Eine schöne Abwechslung. Sie bleibt, bis wir in Thessaloniki sind.

Wir waren dann am nächsten Tag nicht die einzigen, die in dem wunderschönen Naturhafen Koufós im Südwesten des mittleren Fingers (Sithonía) Zuflucht vor dem angekündigten Wetter suchten. Die Bucht war voll mit ankernden Booten und es kamen immer noch weitere. Wir hatten etwas Mühe, einen guten Ankerplatz zu finden, zumal die Bucht in der Mitte sehr tief und an den Rändern sehr flach ist. Hat aber mit fast 80 Meter Ankerkette geklappt. So haben wir dort zwei Tage sicher gelegen. Vom schweren Wetter haben wir dort kaum etwas mitbekommen. Toller Platz, im Herbst kommen wir auf unserem Weg nach Osten sicher noch einmal hierher. 

Im kleinen Hafen von Nea Skioni machten wir für die nächsten zwei Tage fest. Ein netter Ort. Hier konnten wir uns gut wieder mit Lebensmitteln versorgen, am bevölkerten Strand schwimmen gehen und duschen. Damit die Beine auch mal wieder was zu tun hatten, machten wir eine Wanderung quer über die Halbinsel. Oben auf der Passhöhe konnten wir zu beiden Seiten das Meer sehen. 

Dann ging`s zurück, vorbei am Goldenen Horn. Dort hatten wir noch einen kurzen Ankerstopp, der dann etwas länger wurde, da unser Motor zuerst nicht wieder ansprang. Die Suche nach der Ursache ergab nichts. Nach einiger Wartezeit fing unser Nanni aber wieder an zu schnurren.

An der Westseite von Kassandra motorten wir bei null Wind bis Sani. Da gibt es eine Luxusmarina und einen großen Hotelkomplex. Die Liegeplatzgebühr für eine Nacht für unser Boot wären knapp 100 Euro. Das Geld geben wir lieber für leckeren Fisch und Wein aus. Also wieder ankern. Zum Abendessen kamen drei leckere Doraden auf den Tisch.

Heute sind wir nun im großen Industrie- und Fischerhafen von Nea Moudaniá angekommen. Mal schauen, was es hier zu entdecken gibt.