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Die letzten Tage war es sehr heiß und es gab kaum Segelwind. Trotzdem haben wir uns jeden Tag etwas weiter Richtung Thessaloniki bewegt. Und sonst? Ankern und Schwimmen gehen war das Beste, was wir machen konnten. Und abends, wenn es etwas abgekühlt hatte, im Cockpit sitzen und in den Sternenhimmel schauen.

Heute sind wir auf unserer letzten Etappe aber nochmal schön gesegelt, bis vor die Einfahrt in die Marina Aretsou in Thessaloniki. Haben einen guten, sicheren Liegeplatz für Aglaya bekommen. Wir wollen sie ja hier im Juli und August alleine lassen. Vor dem Heimflug am 1. Juli gibt‘s noch ein paar Tage Arbeit, denn nach der Saison ist vor der Saison. Am 1. September sind wir zurück und machen wieder die Leinen los.

„Chalkidiki, das ist doch die Halbinsel mit den drei Fingern“, das wissen viele. Auf unserem Weg nach Thessaloniki machten wir nach unserer Olymp-Tour einen Abstecher dorthin. Für die nächsten Tage brauchten wir einen geschützten Platz, da starker Wind, Regen und Gewitter vorhergesagt waren. Zunächst gab es noch eine ruhige Ankernacht auf der Westseite vom westlichsten Finger (Kassandra). Wie ein goldenes Horn ragt am Kap Posidi der Sandstrand ins Meer. Toll zum Schwimmen im türkisblauen klaren Wasser. Und toll zum Sternegucken. Auch die Milchstraße konnten wir bestaunen.

Inzwischen sind wir übrigens zu dritt. Wie auch in den letzten beiden Jahren ist unsere Freundin und Seglerin Claudia an Bord gekommen. Eine schöne Abwechslung. Sie bleibt, bis wir in Thessaloniki sind.

Wir waren dann am nächsten Tag nicht die einzigen, die in dem wunderschönen Naturhafen Koufós im Südwesten des mittleren Fingers (Sithonía) Zuflucht vor dem angekündigten Wetter suchten. Die Bucht war voll mit ankernden Booten und es kamen immer noch weitere. Wir hatten etwas Mühe, einen guten Ankerplatz zu finden, zumal die Bucht in der Mitte sehr tief und an den Rändern sehr flach ist. Hat aber mit fast 80 Meter Ankerkette geklappt. So haben wir dort zwei Tage sicher gelegen. Vom schweren Wetter haben wir dort kaum etwas mitbekommen. Toller Platz, im Herbst kommen wir auf unserem Weg nach Osten sicher noch einmal hierher. 

Im kleinen Hafen von Nea Skioni machten wir für die nächsten zwei Tage fest. Ein netter Ort. Hier konnten wir uns gut wieder mit Lebensmitteln versorgen, am bevölkerten Strand schwimmen gehen und duschen. Damit die Beine auch mal wieder was zu tun hatten, machten wir eine Wanderung quer über die Halbinsel. Oben auf der Passhöhe konnten wir zu beiden Seiten das Meer sehen. 

Dann ging`s zurück, vorbei am Goldenen Horn. Dort hatten wir noch einen kurzen Ankerstopp, der dann etwas länger wurde, da unser Motor zuerst nicht wieder ansprang. Die Suche nach der Ursache ergab nichts. Nach einiger Wartezeit fing unser Nanni aber wieder an zu schnurren.

An der Westseite von Kassandra motorten wir bei null Wind bis Sani. Da gibt es eine Luxusmarina und einen großen Hotelkomplex. Die Liegeplatzgebühr für eine Nacht für unser Boot wären knapp 100 Euro. Das Geld geben wir lieber für leckeren Fisch und Wein aus. Also wieder ankern. Zum Abendessen kamen drei leckere Doraden auf den Tisch.

Heute sind wir nun im großen Industrie- und Fischerhafen von Nea Moudaniá angekommen. Mal schauen, was es hier zu entdecken gibt.

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Zurück am Festland machten wir uns entlang der Küste auf den Weg nach Norden. Keine geschützten Buchten zum Ankern, sehr kleine flache Fischerhäfen, kaum noch ein weiteres Segelboot - davon war unser Weg geprägt.

In Platamonas unterhalb der Olymp-Massivs konnten wir aber dann gut festmachen und unser Boot zweit Tage alleine lassen.

Denn am  Montag kam unser Leihwagen. Wir sind in den Olympus National Park gefahren, zum Endpunkt der Straße, nach Prionia, oberhalb von Litochoro, 1100 m hoch. Von da aus gehen viele Wanderwege los, man muss besser sagen, Kletterstrecken, auf die verschiedenen Gipfel. Der Olymp ist kein einzelner Berg, sondern ein Massiv bestehend aus sieben Gipfeln, der höchste 2917m. 

Bis auf einen sind alle zum Schluss mit heftiger Kletterei verbunden, der vierthöchste Gipfel Skala war unser Ziel. Mytikas ist der höchste, Skolio, Skala, Stefanis, Profitis Ilias sind die anderen.Bis zur Hütte Agapitos Spilio sind es 1000 Höhenmeter, durch grandiose extrem steile Schluchten. Der Weg, besser die Kletterroute, war extrem steil und anstrengend, weil er oft von Felsstufen und Rippen durchbrochen war, wie eine Treppe mit sehr hohen Stufen. Nach viereinhalb Stunden (angegeben waren dreieinhalb) waren wir auf der Hütte, wunderbar, aber äußerst anstrengend, wir waren fix und fertig.

Die Hütte ist vergleichbar mit einer Alpenvereinshütte, alles vorhanden, alles wird mit Mulis hochgeschafft, die wir am zweiten Morgen um sechs gesehen haben. Kein Matratzenlager, sondern Doppelstockbetten, mehrere Schlafräume für bis zu 19 Personen. Große Mengen von Spaghetti Bolognese waren dann abends genau das Richtige, fürs Durstlöschen vorher  ein Bier, zum Essen ein schöner trockener Weißwein. 

Morgens um sechs ging das Neonlicht an, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Der Plan war: 800 Höhenmeter auf den Skala, dann die ganzen 1800 Höhenmeter zurück zum Auto. Wieder eine grandiose Hochgebirgslandschaft, Blick auf die verschiedenen Gipfel, wieder extrem steil. Der Skala ist 2816 m hoch, es ging bis zur Waldgrenze an dicken Kiefern vorbei, oberhalb war dann Steinwüste, und wieder sehr steil. 300 Höhenmeter vor dem Gipfel hat Walter dann, auch in Anbetracht es Rückwegs, aufgegeben und ist zu einem wunderbaren Aussichtspunkt zurück abgestiegen, Gisela wollte den Gipfel allein bezwingen. Aber der letzte Anstieg war so steil, dass sie 50m unterhalb auch mit Blick auf den kräftezehrenden Abstieg an einem schönen Platz 50 Höhenmeter ausruhte und dort im Windschatten das grandiose Rundum-Panorama genoß, statt sich weiter oben von dem eiskalten Wind durchpusten zu lassen.

Es ging zurück zur Hütte, ausruhen, eine gute Gemüsesuppe, viel Wasser – dann ging´s bergab. Für den Rückweg haben wir – eigentlich undenkbar für alpine Wege – fünfeinhalb Stunden gebraucht, normalerweise ist der Weg runter halb so lang wie der Aufstieg. 

Es war ein einmaliges Erlebnis – allerdings auch die härteste Bergtour, die wir je zusammen unternommen haben.

Den Felsen, auf dem 2008 eine Szene aus dem ABBA-Musical „Mamma Mia“ für den Film mit Meryl Streep gedreht wurde, haben wir nicht besucht. Aber von der Südspitze des Piliongebirges haben wir vorbei an Skiathos einen Abstecher in die Nördlichen Sporaden zur Insel Skopelos gemacht. Vor drei Jahren waren wir mit unseren Freunden Andrea und Axel schon einmal dort. Dieses Mal wollten wir einen anderen Hafen ausprobieren: Loutraki. Dort gibt es Plätze von Sail Aegean. Wir hatten uns angemeldet. Was wir vorher nicht wussten: Die Fähren machen dort einen erheblichen Schwell und man muss 50 Meter Ankerkette quer durch den ganzen Hafen legen, obwohl es Murings gibt. So ganz haben wir das nicht verstanden, aber Katerina von Sail Aegean wird schon wissen warum. 50 Meter Kette beim Rückwärtsfahren rauslassen und das bei Seitenwind - Mamma Mia! Das ist mit unserem Langkieler schwer. Wir haben es versucht, aber dann aufgegeben und sind drei Seemeilen weiter südlich nach Neo Klima gefahren. Da kam der Wind beim Anlegen von vorne und wir brauchten nur 20 Meter Kette. Alles gut.

In Neo Klima hat sich offensichtlich in den drei Jahren nicht viel verändert, aber doch etwas für Segler ganz Entscheidendes: Die meisten Plätze sind jetzt von Athenean Yachting belegt. Da kann man nicht einfach anlegen wie sonst meist in den griechischen Häfen. Das ist eine Entwicklung, die wir auch in anderen Häfen beobachten. Die großen Charterfirmen „kapern“ die Plätze in den kommunalen Häfen.

Loutraki haben wir dann am nächsten Tag zu Fuß bei einer schönen Wanderung noch einmal besucht.

Inzwischen sind wir bereits wieder am Festland, auf dem Weg nach Norden Richtung Olymp.

In dem kleinen Ort an der Südostecke des Pilion mit vielen Fischerbooten im Hafen sind wir mehrere Tage geblieben. Ein netter Ort, freundliche Menschen, zwei schöne Strände und Wanderwege. Also haben wir unsere Wanderschuhe hervorgeholt und einen mit Beschreibung ausgewiesenen Rundwanderweg gesucht. Das war nicht ganz so einfach, denn bei den Unwettern vor eineinhalb Jahren wurden manche Abschnitte weggespült oder verwüstet. Mit etwas Geduld haben die Runde doch geschafft. Streckenweise war es kein Pfad mehr und wir mussten durch hohes Gebüsch kriechen. Aber vor allem gab es Bäume und Pflanzen satt, Grün in jeder Schattierung. Und die Ausblicke hinüber nach Euböa, Skiathos und Skopelos: einfach toll. 

Durchgeschwitzt vom Laufen dann Schwimmen am schönen Strand (mit Dusche!) und danach ein Bier vom Fass mit Blick auf den Hafen. Schöner kann Urlaub nicht sein! So entspannt sind wir nicht immer, wenn wir mit dem Boot unterwegs sind. Wir haben dann noch eine zweite Wanderung gemacht, auch schön, aber sehr steil. Und es war sehr heiß, sodass wir ziemlich KO wieder unten ankamen.

Hier ein paar Bilder von unseren Landtagen:

Inzwischen sind wir in den Nördlichen Sporaden auf der Insel Skopelos.

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… für unsere Regierung! Seit Jahren sind wir mit unserem Boot in Griechenland unterwegs und bewegen uns dabei an der EU-Außengrenze. Wir haben griechische und türkische Patroullienboote gesehen, die verhindern, dass Boote mit Flüchtlingen in die EU gelangen. Wir haben gestohlene Segelyachten gesehen, mit denen Flüchtlinge von Schleppern transportiert kurz vor der griechischen Küste ausgesetzt wurden. Solche Boote werden dann oft komplett aufgegeben und wenn die Coastguard sie entdeckt, werden sie in den nächsten Hafen geschleppt und an die Kette gelegt. In Kalamata haben wir Flüchtlinge gesehen, die in Zelten untergebracht waren und wahrscheinlich wieder abgeschoben wurden. Und in Leros konnten wir von der Marina aus das große, hell erleuchtete Flüchtlingslager sehen, das aussah wie ein Knast. Ja, wir sind an der EU-Außengrenze und fragen uns, wie es weitergehen soll mit der EU-Flüchtlingspolitik.

Klar ist, dass  Länder wie Griechenland oder Italien besonders gefordert sind, da viele Flüchtlinge hier ankommen. Und dabei erhalten sie wenig Unterstützung von Ländern wie Deutschland, um mit den Menschen, die sich nicht leichtfertig aus ihrer Heimat auf den Weg gemacht haben, einigermaßen würdig umzugehen. Die griechische Coastguard ist bekannt für ihr rabiates Vorgehen.

Wie soll es langfristig weitergehen mit der Einwanderungs- und Asylpolitik der EU? Nur gemeinsam kann es wirksame Lösungen geben, die allerdings nicht auf Abweisung, sondern eher auf Integration abzielen müssen. Unsere derzeitige Regierung macht aber genau das Gegenteil: an der deutschen Grenze abweisen, nicht ernsthaft mit den anderen EU-Staaten an einer für alle tragbare und menschenwürdige Lösung arbeiten. Wo ist da das langfristige Ziel? Wir können es nicht erkennen und schämen uns für unsere Regierung. Wie unterscheidet sich ein Herr Dobrindt von einem Donald Trump, der sich über Recht und Gesetz hinwegsetzt?

Vertreibung, Flucht und Einwanderung hat es immer gegeben. Darüber geben Berichte über den östlichen Mittelmeerraum seit der Antike detailliert Auskunft. Die Frage ist, wie wir in der heutigen Zeit in einem reichen Land wie Deutschland damit umgehen.