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Die Natur zeigt uns, dass der Frühling nicht mehr weit ist und wir beschäftigen uns mehr und mehr mit der kommenden Segelsaison. Aglaya steht noch an Land. Einige Arbeiten im Cockpit wurden bereits von unserem Freund Pepi erledigt. Für uns gibt es dann noch genug zu tun, wenn wir im April wieder an Bord gehen. Die Vorfreude auf das Segeln in diesem Jahr steigt. In den letzten Wochen haben wir sie auch gesteigert, indem wir noch einmal auf das vergangene Segeljahr zurückgeblickt haben. Dabei sind zwei kurze Videos entstanden. Könnt ihr gerne anschauen.

Hier geht’s zu den Videos.

Wir wünschen allen Freunden an Land und auf See schöne Weihnachten und ein glückliches Jahr 2024!

Einen kleinen Rückblick auf unser vergangenes Jahr findet ihr hier.

Heute haben wir uns von Aglaya im Vliho Boatyard auf Lefkas verabschiedet. Entgegen dem ersten Eindruck bei unserer Ankunft wissen wir nun, dass wir einen guten Platz für die Winterpause gefunden haben. Die Leute vom Boatyard sind sehr nett, es gibt für alles Hilfe und Rat. Für zwei Tage hatten wir zudem Besuch von einem Freund, der im Februar einige Arbeiten auf dem Boot machen will.

Es ist gut gelaufen in dieser Saison. Gestartet am Südostzipfel des Peloponnes hatten wir zwar im April und Mai sehr unbeständiges Wetter, aber dafür wurden wir im Oktober und bis in den November mit schönem warmen Spätsommerwetter belohnt.

Und wo sind wir überall gewesen? Manchmal müssen wir ins Logbuch schauen, um uns unsere genaue Route vor Augen zu führen. Vom Peloponnes zuerst nach Kreta. Gut, dass wir Kreta nicht ausgelassen haben. Es ist schon eine besondere Insel. Dann wieder zurück zum südlichen Peloponnes und an der Westseite nach Norden bis in die Ionischen Inseln. Die meisten Häfen und Ankerbuchten, die wir am Peloponnes aufgesucht haben, kannten wir schon von unserer Umrundung im Jahr 2020. Ja, es ist auch schön, Orte, die man schon kennt, noch einmal aufzusuchen. 

Dass wir im Juli und August wieder eine Sommerpause gemacht haben, war eine gute Entscheidung. Schon gegen Ende Juni waren alle Häfen und Buchten voll mit Charterbooten und Flottillen. Aber auf Zakynthos, Kefalonia und Ithaka haben wir trotzdem immer noch einen Platz gefunden. Kefalonia hat uns besonders gut gefallen. In Messolonghi, dem Sommerliegeplatz fürs Boot, konnten wir mit befreundeten Seglern und der Mannschaft von der Marinabar Wiedersehen feiern. Das war sehr nett und wie ein Nach-Hause-Kommen.   

Im September ging’s erst einmal recht flott nach Korfu, um Besuch an Bord zu nehmen. Ab dann gab es aber immer kleine Etappen, zuerst entlang der Ostseite von Korfu, dann rüber zum Festland, dann zum Ankern nach Paxos, dann wieder zum Festland, und schließlich mit einem Abstecher in den Ambrakischen Golf nach Preveza. Ab dort waren wir wieder zu zweit unterwegs. Mit viel Zeit erkundeten wir die Ostseite von Lefkas, den Norden von Meganisi und die Insel Kalamos. Einen neuen Lieblingshafen haben wir auch gefunden, Palairos an der Festlandsküste. Manchmal sind wir mehrere Tage an einem Ort geblieben, um unserer anderen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Orte und die Landschaft zu Fuß erkunden. 

Nach dem Landfall in Vliho haben wir das Gefühl, dass wir hier im Ionischen noch viel entdecken können. Es gibt so viele nette kleine Häfen und unzählige tolle Buchten. Und wie gesagt: manche Ort besuchen wir gerne noch einmal. Ob wir wohl jemals noch aus Griechenland herauskommen?

Allmählich merken wir, dass das Saisonende gekommen ist. Als wir in Sivota, ganz im Südosten von Lefkas am Schwimmsteg der Taverna Delfini festmachen, ist um uns herum viel Platz. Hier haben auch einige Charterfirmen und Flottillen einen ihrer Stützpunkte. Die Boote liegen an den Stegen, die Segel werden abgeschlagen und eingepackt und auch sonst sind viele damit beschäftigt, die Boote auf das Winterlager vorzubereiten. Viele Boote werden dann nach Aktio bei Preveza überführt und dort an Land gestellt.

Wir haben noch ein paar Tage Zeit, bis unser Boot an Land kommt. In der Bucht von Sivota sind wir wieder zu Fuß unterwegs und sehen, wie hier durch rege Bautätigkeit an den schönen Berghängen die Landschaft zerstört wird. Aber es gibt auch schöne Wege. Mit dem Duft der vielen Salbeipflanzen in der Nase laufen wir durch Olivenhaine und blicken nach Süden Richtung Ithaka, Kefallonia (da wollen wir unbedingt nochmal hin) und zum Festland.

Bilder von Sivota

Ein schöner leichter Wind schiebt unser Boot dann wieder nach Norden, zwischen den Inseln Lefkas und Meganisi hindurch. Eigentlich wollten wir gar nicht weit, einfach nochmal in eine schöne Ankerbucht. Aber dann segelt es sich so schön und der Wind bringt uns nun zum dritten Mal nach Palairos an der Festlandsküste. Ja, manche Orte ziehen uns an wie ein Magnet. Palairos ist so einer. Wir ankern vor dem Hafen und bewundern wieder die hohen Berge mit Alpenglühen. Dazu einen barocken Abendhimmel. Am nächsten Tag hat Christos einen Platz für uns im Hafen. Hier bereiten wir uns schon mal ein bisschen auf unser Saisonende vor. Waschtag, aufräumen, saubermachen. Und Walter hat einen Termin bei der Bordfriseurin. Es ist schönes warmes Wetter, genau richtig für ein Bad im Meer am späten Nachmittag. Und dann ein kühles Bier. Leider nicht mehr vom Fass. Saisonende. 

Bilder von Palairos

Und dann kommt der letzte Segeltag, der dann leider keiner wird. Erst warten wir den ganzen Vormittag auf Wind. Alles spiegelglatt. Dann kommt er und wir fahren los. Wir wollen in die Vliho Bay auf der Insel Lefkas. Nicht einmal mit Kreuzen können wir dort hin kommen. Sooo schade! Wir müssen motoren. Zum Glück nur 11 Seemeilen.

In die Vliho Bay kommen wir zum ersten Mal. Es ist eine wunderschöne, gut geschützte Bucht. Viele Boote überwintern hier, viele auch im Wasser. Mit etwas Mühe finden wir den kleinen Schwimmsteg des Vliho Boatyard. Hier dürfen wir anlegen, um dann am nächsten Morgen an Land gezogen zu werden. Die Slip ist flach. Unser Tiefenmesser zeigt kurzfristig 0.00 an. Aber wir ziehen unser Boot so zurecht, dass wir noch die sprichwörtliche Handbreit Wasser unterm Kiel haben.

Bilder vom Vliho Boatyard

Am nächsten Morgen erfolgt der etwas aufregende Landfall, mit Traktor und Hydraulik-Anhänger. Das hatten wir noch nie. Wir hatten zwar vorher angefragt, ob sie es schaffen, unsere 16-Tonnen-Lady an Land zu bringen. „No problem“ war die Antwort. Etwas unruhig stehen wir dann auf unserem Boot, das schon halb aus der Slip gezogen ist. Der Traktor alleine schafft es jedoch nicht. Also muss noch eine Winde dazu. Dann klappt es aber.

Nun stehen wir im mit Booten vollgestopften Boatyard. Unser Boot steht fest, aber wir haben immer noch das Schaukeln in uns. Einige Tage Arbeit warten nun, bevor wir die Heimreise antreten werden.    

Nachdem wir auf Kalamos noch zwei Tage länger geblieben sind, damit Gisela einen Hexenschuss auskurieren konnte, nahmen wir Kurs auf nach Westen. Ziel: die grüne Insel Meganisi mit ihren viele Buchten. Im Hafen von Vathi machten wir fest und zogen wieder zu Fuß los, um die Insel zu erkunden. In der schönen Nachbarbucht von Spartachori, die in der Saison übervoll mit Booten ist, war es ganz still. Auch die Tavernas hatten schon geschlossen. Im Dorf, das oberhalb des Hafens liegt, konnten wir aber in der Bar Tropicana noch etwas trinken und uns mit dem Inhaber unterhalten. Er erzählte uns, wie sich die Insel verändert. Vor ein paar Jahren gab es außer den drei Dörfern auf der Insel nur zwei Hotels. Inzwischen wird überall gebaut, meist entstehen luxuriöse große Häuser, leider sehr häßlich anzuschauen. Die meisten sind Privathäuser, die dann nur zeitweise bewohnt sind. Woher kommt dieser Boom? Ist es der Blick auf die ganz nahe gelegene Onassis-Insel Skorpios?

Bilder von Meganisi

Mit dem Boot erkunden wir auch die anderen auf der Nordseite von Meganisi gelegenen Buchten Abelaki und Atherinos. Inzwischen liegen wir auf Lefkas in der Ormos Dhésimou vor Anker. Wieder eine wunderschöne Bucht mit klarem Wasser und einer Felshöhle. Viele Fische schwimmen um unser Boot. Da gehen wir doch auch ins Wasser.

Bilder von der Ormos Dhésimou 

Wir segeln durch die Ionischen Inseln - aber wir mögen auch das Festland mit seinen schönen Fischerdörfern Paleiros, Mytika, Sivota……..und das wilde und zerklüftete karge Gebirge dahinter. Und das Festland hats in sich: nicht nur landschaftlich, sondern auch historisch und mythologisch. 

Besiedelt seit 22000 Jahren, nachgewiesen durch archäologische Funde aus der Altsteinzeit - sagt uns unser wunderbarer Segel-Almanach, der nicht nur exzellente Karten und Hinweise auf Untiefen, Strömungen, Wetterphänomene und auch gute Fisch-Tavernen hat, sondern einen Appendix mit Geschichtlichem. 

In dem wilden Gebirge gab es Berglöwen - die erste Aufgabe, die Herkules zu erledigen hatte, war  das Erlegen eines Löwen, das fand hier statt. Vorfahren des Achilles kamen von hier, die Frau Philipps II. von Makedonien und Mutter  Alexanders des Großen ebenso. Der bekannte König Pyrrus herrschte hier ebenso. Die Einwohner stellten Soldaten und Schiffe für den Trojanischen Krieg, erwähnt Homer. 

In der „klassischen“ griechischen Antike gab es große Städte und Häfen, bis in den Süden des Gebiets bei Messolonghi, heute als große Ausgrabungsstätte Ancient Plevrona - Pleuron - zu besichtigen. 

Im nördlicheren Gebiet liegt Aktio, heute der Flughafen  von Preveza. Im Jahr 31 vor der Zeitenwende fand hier die letzte Seeschlacht zwischen Markus Antonius und Kleopatra und den Römern unter Oktavian statt - Kleopatra verlor. Als Zeichen des Sieges wurde die Stadt Nikopolis gegründet, die zeitweise bis zu 300000 Einwohner hatte, heute auch eine eindrucksvolle Ausgrabungsstätte. 

Die Byzantiner lösten die Römer ab und waren für lange Zeit die beherrschende Kultur und Verwaltung, bis eine Phase de Verfalls und verschiedener Invasionen von „Barbaren“ (Goten, Vandalen…..) einsetzte - Völkerwanderung. 

Im 12. Jahrhundert fiel das Gebiet an die „Franken“, der griechische Sammelbegriff für Kreuzfahrer, egal ob Deutsche, Engländer, Franzosen, Spanier, Venezianer….

Mit dem Fall Konstantinopels 1453 begann in diesem Teil Griechenlands die Herrschaft der Türken, die sich immer wieder mit den Venezianern abwechselten, es ging um Handelsrouten und Warenströme. Kirchen wurden als Moscheen genutzt, dann wieder als Kirchen, Festungen der Venezianer wurden von den Türken fertiggebaut und umgekehrt. Es ging hin und her, Beispiele sind Nafpaktos (Seeschlacht bei Lepanto 1571, die allerdings im Ionischen Meer und nicht im Golf von Patras stattfand) und Monemvasia auf dem Peloponnes. 

„Armatoloi“ (=Bewaffnete) und „Kleftes“ („Diebe“, derselbe Wortstamm wie Kleptomane), kämpften als Partisanen gegen die türkische Herrschaft, mit wechselndem Erfolg und auch großen Massakern, bis 1821 der griechische Unabhängigkeitskampf begann, der letztlich bis 1912/1913 mit dem Abzug der letzten Türken  aus den griechischen Gebieten endete. Es gibt Denkmäler für gefallene Soldaten mit den Jahreszahlen 1912/13, 1940/41 und 1948/49 auf einem einzigen Gedenkstein.

So lernen wir die beeindruckende Landschaft noch von einer anderen Seite kennen. Und wir bekommen viele Einblicke in Ereignisse, die in unserem Geschichtsunterricht nicht oder nur am Rande vorkamen, die aber vielfach bis heute nachwirken und das Leben hier bestimmen.