Mitte März hatten wir zusammen mit Beatrix und Peter, von denen wir Aglaya gekauft hatten, oben auf der Autobrücke gestanden und auf den Kanal von Korinth geschaut. Und ich (Gisela) hatte vor 40 Jahren dort gestanden und überlegt, wie es wohl sein würde, mit einem Schiff hindurch zu fahren. Nun haben wir das mit Aglaya gemacht. Für unser Boot war es nicht das erste Mal, für uns schon.
Der Kanal verbindet den Saronischen Golf mit dem Golf von Korinth. Bereits in der Antike gab es Pläne dafür und Kaiser Nero machte 66 n. Chr. den ersten Versuch, bei den er höchst persönlich mit Hacke und Spaten Hand angelegt haben soll. 6000 jüdische Kriegsgefangene wurden zur Arbeit gezwungen. Doch als Nero zwei Jahre später starb, wurde das Projekt eingestellt. Erst die Venezianer nahmen 1687 die Planungen wieder auf, legten sie aber angesichts der zu bewegenden Felsmassen auch wieder nieder. Nachdem 1881 der Suezkanal fertiggestellt wurde, beauftragte der neue griechische Staat französische Ingenieure mit dem Bau des Kanals von Korinth. 12 Jahre später wurde er trotz großer Finanzierungsprobleme fertiggestellt.
Schon die Anfahrt war aufregend: Nachdem wir den gemütlichen kleinen Hafen in Nea Epidauros verlassen hatten, traf uns unerwartet, da nicht so vorhergesagt, Wind von vorne mit Böen bis zu 45 Knoten mit der entsprechenden Dünung. Kann man bei einem solchen Wind durch den Kanal fahren?
Bereits am Tag vorher hatten wir eine E-Mail an den Customer Service Corinth Canal geschickt und uns angemeldet. Zwei Seemeilen vor Isthmia (östliche Einfahrt) meldet wir uns dann über Funk und erhielten sofort die Erlaubnis zum Anlegen vor dem Office. Denn umsonst kommt man nicht durch den Kanal. 180 Euro zahlten wir für Aglaya. Nach ein bißchen Wartezeit, in der wir zuschauen konnten, wie der Gegenverkehr aus dem Kanal kam und dafür die fast archaische kleine Straßenbrücke mit Stahlseilen unter Wasser gezogen wurde, hieß es über Funk „Aglaya, quick, quick! Go!“ Also los! Wir hatten den Kanal ganz für uns, keine anderen Schiffe fuhren mit uns hinein. 6,3 Kilometer Strecke bis zum Ausgang in Posidhonia, ganz nah neben uns die teilweise gemauerten Wänden. 8 Meter Breite, das ist nicht viel, da darf man keine Schlenker fahren. 30 Knoten Wind von vorne, aber im Kanal ist das egal, da gibt’s zwar Strömung von vorne, aber keine Dünung. Die kleine Straßenbrücke am Ende des Kanals verschwand unter Wasser als wir kurz davor waren. Und dann waren wir durch. Ein tolles aufregendes Erlebnis!
Der Empfang im Golf von Korinth war allerdings recht ungemütlich. Der gleiche Starkwind von West wie auf der östlichen Seite des Kanals. Dazu bis zu 3 Meter hohe Wellen. Wir wollten zum Glück ja nur noch nach links abbiegen und in den Hafen von Korinth. Das war dann noch der kleine Aufreger zum Schluss des Tages: Anlegen bei 30 Knoten Wind im Hafen. Hat geklappt. Zum Glück hatten wir Hilfe von anderen Seglern, die mit ihrem Boot schon im Hafen lagen.