Wir hatten immer wieder hin und her überlegt, ob wir nach Kreta segeln sollen. Es ist eine sehr interessante Insel und wir haben Freunde, die dort leben. Von der Peleponnes geht das in zwei langen Etappen. Die Windverhältnisse in Kreta sind anspruchsvoll und die sicheren Häfen und Ankerplätze rar. Hin kommt man meist ganz gut, aber zurück gilt es oft, gegen den vorherrschenden Nordwind, der als Meltemi recht stark auf die Nordseite Kretas bläst, anzukreuzen. “Kreta ist ein Windloch, da fahre ich nicht mit meinem Boot hin, sondern mit der Fähre”, sagte uns ein Bootsnachbar in Astros, der auf seinem Katamaran ganzjährig unterwegs ist. Wir haben es jetzt trotzdem gemacht, uns ein Wetterfenster ausgeguckt.
Vor drei Tagen haben wir die Leinen in Monemvasia losgemacht, Kurs auf das für seine chaotischen Starkwinde berüchtigte Kap Maleas genommen. Da war es eher ruhig, wie auch in der Passage zwischen der Peloponnes und der Insel Kythira. Hier gilt es, auf die Berufsschiffahrt zu achten. Unser Tiefenmesser hat die Nähe zu einem Frachter nicht so gut vertragen und keine korrekte Tiefe mehr angegeben. Beim Versuch eines Resets hat er sich dann ganz verabschiedet. Also weiter ohne Tiefenmesser und verschärftes Navigieren mit Navionics. Da konnte eine leichte Unruhe, vor allem bei der Einfahrt in die Ankerbucht Avlemonas auf der Insel Kythira und beim Ankern nicht ausbleiben. Hat aber gut geklappt und wir hatten in der schönen großen Bucht vor dem langen Sandstrand ganz alleine eine relativ ruhige Nacht. Und ein schönes Morgenrot beim Kaffee vor dem Ankeraufholen.
Auf der nächsten Insel auf dem Weg nach Kreta, auf Antikythira, gibt es keine geschützen Buchten zum Übernachten und der einzige Hafen ist sehr klein. Wenn da die 96 Meter lange Fähre wendet, gibt es viel Schwell. Muss nicht sein. Wir entschlossen uns also für den langen Schlag von 56 Seemeilen direkt nach Kreta in die Bucht von Chania. Nach dem schönen Morgenrot dann bewölkter Himmel, kalter Wind mal aus Ost, dann aus West, dann zu wenig zum Segeln. Und auf dem Meer um uns herum kein anderes Schiff oder Boot in Sicht. Ein Gefühl wie am Ende der Welt, hätten wir nicht die schneebedeckten hohen Berge von Kreta bald vor Augen und wüssten: Da wollen wir hin.
Unseren Zielhafen Kolimvari (ganz im Westen in der Bucht von Chania) erreichten wir dann ganz entspannt auch ohne unseren Tiefenmesser. Ursprünglich ein reiner Fischerhafen, wird hier seit einiger Zeit - auch mit EU-Geldern - gebaut. Eine Marina soll entstehen. Davon ist noch nicht viel zu sehen. Kein Wasser und Strom, dafür aber viel Platz. Wir sind das einzige Gastboot. Also Leinen raus und festgemacht. Kreta begrüßt uns mit Wolken und Regen. Kalispera Kriti!