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Samariá: Unterwegs in der längsten Schlucht Europas

Gestern war nicht nur der 1. Mai, es war auch der erste Tag in diesem Jahr, an dem die Samariá-Schlucht in ganzer Länge für Wandernde frei gegeben war. Wir hatten sie eigentlich gar nicht auf dem Plan, denn wir dachten, so früh im Jahr ist es noch gar nicht möglich, sie zu durchwandern.

Weiterhin liegen wir mit Aglaya im Hafen von Kolimbari, ruhig und sicher. So entscheiden wir uns, an einer von Mystical Crete organisierten Tour teilzunehmen. Passt ja auch: Heraus zum ersten Mai!

14,3 Kilometer ist sie lang, diese beeindruckende Schlucht. 1100 Höhenmeter steigt man hinunter und dann geht’s noch 2 Kilometer bis zum kleinen Hafen von Agia Roumeli. Früh morgens um 6.20 Uhr holt uns der Bus ab. Er fährt erst einmal Richtung Chania, um weitere Schluchtwanderer einzusammeln. Schon die Fahrt hinauf auf die Ebene von Omalos ist beeindruckend. Aber als wir am Einstieg zur Schlucht sind, regnet es kräftig. Wir warten etwas ab und dann laufen wir bei Nieselregen los. Ungefähr drei Kilometer geht`s erst einmal sehr steil hinunter. Die Steine sind vom Regen glatt. Trotz unserer guten Wanderschuhe müssen wir uns sehr konzentrieren, um nicht abzurutschen. 

Immer wieder bleiben wir stehen, um den grandiosen Blick zu genießen: in die hohen Berge der Lefka Ori (die Weißen Berge), elf Gipfel in diesem Gebirgsstock sind über 2000m hoch. Besonders imposant ist der schroffe Gíngios. Wir schauen in die Schlucht hinunter und bewundern die vielen verschiedenen großen alten Bäume.  Unsere Gruppe zerstreut sich, jeder wandert sein eigenes Tempo. Unser Guide Alice folgt im Abstand von einer Stunde, um sicher zu gehen, dass niemand alleine zurück bleibt.

Vor 46 Jahren ist Gisela im Sommer schon einmal mit griechischen Freunden durch die Schlucht gewandert. Damals haben wir in dem verlassenen Ort Samariá übernachtet, da war das ausnahmsweise noch erlaubt. Damals waren wir die einzigen Wanderer. Heute sind mit uns schon am ersten Tag der Saison über hundert Leute unterwegs. Unvorstellbar, wie es dann im Sommer sein wird.

Die Schlucht war früher von Holzfällern und Fischern (vermutlich Nachfahren der Dorer) bewohnt, die hier nach ihren eigenen Gesetzen lebten. 1962 wurde die Schlucht zum Nationalpark. Seitdem ist sie unbesiedelt. Nur einige Rastplätze mit Toiletten befinden sich am Wanderweg.

Der Baumbestand ändert sich, je tiefer wir hinunter kommen. Erst Zypressen und Kiefern, dann mehr und mehr Laubbäume, fast unten dann viel Oleander. Alles ist grün und bunt. Wunderschön! Und auch das Gestein ändert, erst grau, dann immer mehr rot.

Auf einem Teil der Strecke ist das Wasser verschwunden, versickert im kalkhaltigen Gestein. Da lässt es sich gut laufen. Aber dann hören wir es wieder rauschen. Die vielen Querungen des Bachs sind eine Herausforderung für unseren Gleichgewichtssinn.

An der engsten Stelle ist die Schlucht nur drei Meter breit. Da ist natürlich für alle Fototermin. 

Nach fünfeinhalb Stunden sind wir unten angekommen. Unsere Füße und Beine sind müde und wir haben Bierdurst. In Agia Roumeli (das nur per Schiff erreichbar ist) gibt es ein großes Mythos vom Fass, wähend wir auf das Libysche Meer schauen und auf das Boot warten, das uns nach Sougia bringt. Hier wartet unser Bus. Unsere Gruppe ist wieder beisammen. Unser Guide lobt uns (“Wer die Samariá-Schlucht durchwandert hat, ist ein Kreter.”). Wir genießen die Rückfahrt durch die beeindruckende Berglandschaft. Müde und zufrieden steigen wir nach einem langen, anstrengenden und sehr eindrucksvollen Tag auf unser Boot. 

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