Springe zum Inhalt

Der Abschied vom Peloponnes ist uns nicht leicht gefallen. In den letzten drei Jahren ist bei uns ein bisschen so etwas wie ein Heimatgefühl entstanden. Aber wir hatten erst einmal keine Zeit, darüber nachzudenken, als wir am 1. Juni in Kyllini ablegten. Eine Dreiviertelstunde lang waren wir damit beschäftigt, den schweren Anker - vermutlich eines Fischerbootes, in den sich unsere Kette verhakelt hatte, wieder loszuwerden. Aber dann: auf nach Zakynthos! Dieses mal haben wir nicht im Haupthafen festgemacht, sondern ganz im Nordosten, in der Bucht von Agios Nikolaos. Bei der Einfahrt in die Bucht überlegten wir noch, ob wir wegen des Schwells nicht besser ankern anstatt an die Pier zu gehen. Die Entscheidung wurde uns von Kosta abgenommen, der mit seinem Schlauchboot heranrauschte und uns an eine Ankerboje lotste. Gute Lösung! Die Boje kostete nichts, aber Essen gehen in Kostas Taverna, das erwartete er schon. Guter Deal!

Am nächsten Tag ging es gleich weiter, vorbei an der schroffen Nordküste von Zakynthos mit vielen Höhlen, nach Nordwesten zur nächsten Insel - Kefalonia. In Argostoli, dem Hauptort, machten wir in der verlassenen Marina fest. Kein Wasser, kein Landstrom, dafür aber Ruhe mit einem schönen Blick auf die Stadt, in die wir über eine lange Steinbrücke (Bosset-Brücke, 750m lang) gelangen konnten. Da lohnte es sich, endlich mal wieder die Farräder herauszuholen.

Inzwischen haben wir hier Einiges unternommen: Fahrradausflug zu den Dolinen. Hier fließt Meerwasser unterirdisch bis auf die andere Seite der Insel. Fahradausfahrt um die Lagune, ein Biotop mit einer herrlichen Pflanzenwelt, Vögeln und Meeresschildkröten.

Und ein besonderes Highlight: Fahrt mit dem lokalen Bus durchs Gebirge und an der spektakulären Westküste entlang nach Fiskardo. In den Hafen von Fiskardo kommen viele Segler. Wir wollen das nicht, denn der Hafen ist ab mittags oft schon voll. Da die Pier in einem Halbrund angelegt ist, ist Ankersalat mit Tauchereinsatz vorprogrammiert. Und wir konnten feststellen, dass es an der Pier laut und trubelig ist. Man fällt aus dem Cockpit direkt auf die Tische in den Tavernas. Haben wir uns alles angeschaut, das reicht. Und wir hatten jeweils eine zweistündige Busfahrt mit schönen und spektakulären Ausblicken. Eine Landfahrt kann auch sehr schön sein. 

Ja, in Pylos kann man auch das Poros-Syndrom bekommen. Wir sind dort ein paar Tage geblieben. Hatten Besuch an Bord von unseren Freunden Jürgen und Gisela, sind schön zusammen Essen gegangen.

Wir haben bei Regenwetter den Nestor-Palast besucht. Beeindruckend, was dort zu mykenischer Zeit alles entstanden ist - die Gebäude, aber auch die gesellschaftlichen Strukturen und das soziale Leben.

Es gab nur einen Bus dorthin. Zurück sind wir in den Bus einer französischen Reisegruppe gestiegen. Einfach mal wieder Glück gehabt. Zum Abschied haben wir nochmal schön in der Bucht geankert und den grandiosen Sternenhimmel bewundert.

Dann haben wir die bizarren Felsen, die die Bucht nach Westen hin begrenzen, aufs Korn genommen und sind durch die Engstelle hindurch gefahren. Unter Segeln war uns das zu riskant. Aber dafür haben wir ja unseren Nannidiesel im Keller. 

Nächster Stopp: Kiparissia. Wir kennen den Ort und den Hafen schon ganz gut von zwei früheren Besuchen. Sieben große Meeresschildkröten im Hafenbecken konnten wir beobachten. Der Aufstieg zur Burgruine über dem Ort hat sich gelohnt - wegen des tollen Ausblicks und wegen der Bar, in der wir bei unserem ersten Besuch 2020 so gerne gesessen hatten. Neu entdeckt haben wir „The Old Watermill“ im Hinterland. Früher gab es in dem fruchtbaren Tal bei Kiparissia mehrere mit Wasser betriebene Mühlen. Eine ist noch in Betrieb. Hier wird Korn gemahlen und zu leckeren herzhaften und süßen Kuchen verarbeitet, von denen wir natürlich probiert haben.

Dann: Leinen los und weiter nach Norden entlang der Westküste des Peloponnes. Leichtwindsegeln mit halbem Wind. Eine Bekannte von uns nennt das auch „Damensegeln“. Mit unserem 16-Tonnerr kommen wir bei einem solch leichten Wind (max. 13 Knoten) trotz Vollzeug nur langsam voran. Nächster Hafen: Katakolon: Von hier aus sind wir 2020 mit dem kleinen Zug zum antiken Olympia gefahren. Das hatten wir dieses Mal nicht vor. War auch gut so. Der Hafen war rappelvoll, es gab nur noch eine kleine Lücke, in die wir aber rückwärts mit Seitenwind nicht hineinkommen konnten. Also Anker wieder hoch und raus in die Bucht. Da mussten wir aber vorher noch eine kleine Extra-Aufgabe erledigen und die Ankerkette eines anderen Bootes, die wir mit unserem Anker aufgefischt hatten, loswerden. Damit haben wir ja vor allem im letzten Jahr in der Ägäis schon einige Erfahrungen gesammelt. War schnell erledigt. Belohnung: eine schöne ruhige Ankernacht in der Bucht und kein Ankersalat am nächsten Morgen, als wir wieder los wollen, um weiter nach Norden zu segeln. Ziel: der Hafen von Kyllini im Nordwesten.

Wieder schönes Leichtwindsegeln zwischen dem Peloponnes, über dem sich wie in den letzten Tagen jeden Tag die Gewitterwolken auftürmen, und der Insel Zakynthos. Und in Kyllini finden wir eine Lücke an der Pier. Hier legen wir einen Ruhetag - nein Arbeitstag - ein: Boot gewaschen, uns gewaschen, Lebensmittelvorräte beschafft. Und natürlich Fisch fürs Abendessen gekauft. 

Und wo soll es morgen hingehen? Von Kylinni aus gibt es viele Optionen, in die Ionischen Inseln zu segeln. Wir werden heute Abend unsere Wind- und Wetterfrösche fragen, eine Entscheidung treffen, wohlwissend, was uns unser Freund Mats aus Messolonghi geraten hat: “Don’t trust an App.” Mal sehen, wohin der Wind uns bläst.

Manchmal hat Walter das Poros-Syndrom. Poros ist eine zauberhaft schöne Insel im Saronischen Golf, fast schon ein Vorort von Athen, es verkehren Schnellfähren, deshalb ist es natürlich schon touristisch dort. Aber die Insel ist wunderschön und vielseitig: viele kleine Buchten mit türkisfarbenem klaren Wasser, bewaldete Hügel, ein Städtchen, das sich fast wie die Choras auf den Ägäis-Inseln den Berg hinaufzieht, ein wunderschönes Kloster. Wir haben dir vor drei Jahren eine ganze Woche lang dort gelegen, sind viel gewandert, geschwommen, haben das Tavernenleben genossen. 

Und dann stellte Walter fest, dass wir irgendwann hier weg müssen, sonst schaffen wir es nie mehr, hier von dieser Insel loszukommen. Geholfen hat uns dann, dass eines Abends eine neue Kneipe direkt gegenüber von unserem Boot aufgemacht hat, es gab die ganze Nacht Hiphop, in Maximallautstärke. Da waren wir froh, dass wir ohne größere Wehmut weiterfahren konnten. 

Aber das Poros-Syndrom ist hartnäckig, es kommt immer wieder mal, wenn ein Hafen, eine Insel, ein Ankerplatz ganz besonders schön ist………

In Kalamata sind wir einige Tage geblieben. Drei Säcke Wäsche hat uns die Laundry top gewaschen und gebügelt, da die Waschmaschine in der Marina kaputt war. Kostas, der Elektriker der Marina, fand heraus, wie man unseren Tiefenmesser wieder neu programmieren kann. Das können wir ab jetzt dann auch selbst, falls wir ihn noch einmal versehentlich blockieren sollten. Die hintere Bilgepumpe, die kein Wasser mehr herausgeschafft hatte, bekam eine neue Membran, die in Athen bestellt wurde. Gut gerüstet für die Weiterfahrt, legten wir unter etwas schwierigen Bedingungen ab, denn es war sehr wenig Platz zum Manövrieren und direkt neben uns lagen flach ins Wasser gehende Murings von anderen Booten. Da käme es ab und zu vor, dass Boote die Muring eines anderen Bootes in die Schraube bekommen haben, erzählten uns die Pfälzer, die ihre Reinke seit Jahren in Kalamata liegen haben. Hat aber gut und ohne Stress geklappt. Wir segelten  nach Südwesten über den Messenischen Golf nach Koroni. Der Hafen von Koroni ist zu flach zum Anlegen an der Pier. Wir wollten daher ankern. Aber als wir ankamen, stand starker Wind und Schwell in die Hafenbucht. Also legten wir uns auf der anderen Seite der Festung vor den Strand. Da konnten wir auch unseren Freunden Jürgen und Gisela zuwinken, die dort Urlaub in einem Apartment machen.

Am nächsten Tag gings weiter Richtung Methoni. Dort kann man bei ruhigem Wetter schön ankern, mit Blick auf die beeindruckende Festung. Hätten wir gerne gemacht, aber Wind und Schwell hätten uns eine unruhige Nacht bereitet. Es schläft sich einfach nicht wirklich gut, wenn man in der Koje hin und her rollt.

Also noch sieben Seemeilen drangehängt, um den Südwestzipfel des Peloponnes herum nach Pylos. Hier herrschte Hochbetrieb. Die Pier vom Stadthafen auf der einen Seite mit einem kleinen Kreuzfahrtschiff belegt, auf der anderen Seite mit Segelbooten. In der Marina auch alles voll, nicht wenige vergammelte Dauerlieger, aber auch Gastboote, teilweise längsseits, teilweise mit Buganker, alles kreuz und quer. Nicht einladend, aber es war sowieso kein Platz mehr für uns. So haben wir angenehm und ruhig in der schönen Navarino-Bucht geankert.

Da wir in den nächsten Tagen Besuch an Bord bekommen wollten, legten wir uns am nächsten Tag an die Pier im Stadthafen. Das Kreuzfahrtschiff war weg und es gab Platz. Ein freundlicher Hafenmeister begrüßte uns und die Port Authority prüfte akribisch alle unsere Papiere. „TEPAI OK?“ war ihre erste Frage. Die griechische Cruising Tax trägt sicher auch zum Wirtschaftswachstum bei. Die hatten wir schon in Deutschland online bezahlt.

Heute sind in Griechenland Wahlen. Es wird spannend, denn der bisherige Präsident Mitsotakis wird wohl nicht die absolute Mehrheit erhalten. Und es wird die Frage sein, ob eine Koalition der Linken (Syriza und Pasok) eine Mehrheit zustande bekommt. Wir werden das hier in Pylos miterleben, denn wir bleiben noch ein paar Tage. Unsere Freunde Jürgen und Gisela kommen zu Besuch. Das Wetter ist sehr unbeständig mit viel Regen und Gewitter. Wir wollen dann weiter nach Norden. Einen Terminkalender, der uns zwingt loszufahren, haben wir ja zum Glück nicht. 😊

2

Irgendwann muss man auch den schönsten Ankerplatz verlassen. Die Segel wollen hochgezogen werden und es braucht ein neues Ziel. So ziehen wir schon vor Anker in der Bucht vor Elafonisos das Großsegel und den Besan hoch und motoren dann langsam aus der Ormos Sarakiniko hinaus mit Ziel Porto Kagio. Also: Es geht über den Lakonischen Golf. Lakonisch heißt „kurz angebunden“ oder „ kurz gesagt“ (König von von Makedonien: „Wenn ich euch besiegt habe, werden eure Häuser brennen, eure Städte in Flammen stehen und eure Frauen zu Witwen werden.“ Darauf die Spartaner: „Wenn!“). Für uns heute kurz gesagt und zum Glück gar nicht kriegerisch: „Hatten wir gleich schönen Wind?“ „Nein!“ Also Geduld bei der Suche nach dem Segelwind. Aber bald können wir auch die Genua ausrollen und segeln wie auf Schienen zwischen vor Anker liegenden Frachtschiffen mit Vollzeug auf die Halbinsel Mani zu.

Wie schön! Vor der Bucht von Porto Kagio bergen wir die Segel und ankern dann erst einmal ganz allein vor dem kleinen Ort, in dem es inzwischen fast mehr Wohnmobile als Segler gibt. Später kommen noch einige Boote dazu. Eigentlich wollten wir hier an Land gehen, da unsere Essensvorräte allmählich zur Neige gehen. Aber wir sind uns nicht sicher, ob der Anker bei den Windböen vom Berg hält. Also Tomatensauce mit Reis. Nachts dreht der Wind auf Ost und es gibt heftige Böen. Wir kommen mit unserem Heck recht nah an Land, obwohl der Anker hält. Eine kleine Boje, die an unser Heck anklopft, weckt uns dann richtig auf. Da wir wegen der Enge in der Bucht und den Nachbarbooten wenig Kette stecken konnten, können wir jetzt auch keine Kette einholen. Also sicherheitshalber nochmal den Anker neu platzieren. Das klappt auch bei Dunkelheit gut. Dann ist alles OK und wir können am nächsten Morgen gemütlich unseren Kaffee im Cockpit trinken, die schöne Umgebung mit Manidorf, Felshöhlen und Bergen anschauen und dann wieder losfahren.

Vor der Bucht von Porto Kagio können wir gleich die Segel setzen. Da wir um das Kap Tenaro wollen und nicht wissen, wie der Wind dahinter sein wird („Don‘t trust an App!“, Zitat von unserem Freund Mats aus Messolonghi) ziehen wir nur die Genua und den Besan hoch. So kreuzen wir schön um das Kap.

Und dass wir nicht noch das Großsegel hochgezogen haben, stellt sich etwas später als gute Entscheidung heraus. Wir segeln um das Kap, denken, dass wir so gemütlich bis in die ausgewählte Ankerbucht „Ormos Limeni“ segeln können. Aber kurz nördlich von dem Ort Gerolimenias an den steilen Felsen vom Kap Lipoula brist der Wind plötzlich stark auf und es kostet trotz gereffter Genua richtig Kraft, unser luvgieriges Boot auf Kurs zu halten. Ostwind, der über die hohen Berge hinunter saust. Kurz vor unserer auserwählten Ankerbucht für die Nacht sind wir bei Böen von 40 Knoten, die auch in der Bucht weiterhin blasen. Eine einigermaßen ruhige Nacht können wir uns hier nicht vorstellen. Don‘t trust an App, wie wahr. Regionale Bedingungen kann solch eine App nicht vorhersagen. Die sagt nämlich, dass wir über Nacht maximal 23 Knoten Wind in Böen haben werden. Mit soviel Wind haben wir hier schon mal übernachtet. Aber 40 Knoten! Muss nicht sein. Also nochmal zwei Stunden drangehängt, weiter nach Norden.

Da finden wir dann ein kleines Paradies. Ankern in der Bucht von Kardamili vor den Felsen und dem Strand von Kalamitsa. Windstille, Ruhe, klares Wasser, rote Felsen, grüne Berghänge mit Zypressen bewachsen. Und nach dem zweiten Versuch, den Anker so zu platzieren, dass er nicht an einem Stein hängen bleibt oder die Ankerkette sich beim Schwojen um die Felsen wickelt, haben wir den richtigen Sandflecken gefunden und schlafen nach dem letzten Essen aus unseren Vorräten selig ein.

Und dann wieder Kalamata. Da segeln wir am nächsten Tag hin. Hier hat Aglaya den vorletzten Winter an Land verbracht und das Unterwasserschiff hat ein Refit erhalten. Wir liegen für ein paar Tage in der Marina, können mal wieder richtig schön warm duschen, Wäsche waschen, Boot sauber machen, alte Bekannte wiedersehen, leckere Sachen zum Kochen einkaufen. Und mal sehen: Vielleicht finden wir ja auch jemanden, der unseren Tiefenmesser wieder flott bekommt. Und natürlich sagen wir Hallo zu unserem Mechaniker vom vorletzten Winter, Herrn Vardakas, der so alt ist wie wir, und nicht aufhören will zu arbeiten, weil er es einfach gerne macht. Ein schönes Wiedersehen!

Unsere Baumfock ist uns zwar auf dem Vorschiff oft im Weg, aber sie ist ein äußerst praktisches Segel. Im Weg sein heißt vor allem, dass wir unsere Genua bei jeder Wende einrollen müssen, damit sie am Vorstag der Baumfock vorbei kommt. Bei sehr schwachem Wind können wir auch auf das Einrollen verzichten und die Genua vor dem Baumfockvorstag herüber tragen. Bei Starkwind ist die Baumfock aber sehr hilfreich, denn das Segel ist viel kleiner als die Genua und sie wendet automatisch. So können wir bei starkem Wind mit Baumfock und Besan gut segeln, ohne dass jemand aus dem Cockpit heraus muss, um die Segel zu bedienen. 

Seit wir mit unserem Boot unterwegs sind, ist Walter mit der Baumfock beschäftigt. Sogar in der Winterpause zu Hause. Wahrscheinlich träumt er zuweilen von ihr. Warum? Wir schaffen es nicht, das Achterliek optimal zu spannen. Die Leine, die das Achterliek spannen soll, ist durch den Baum geführt. Vorne im Baum ist eine Klemme, die die Leine halten soll, wenn das Achterliek straff gezogen ist. Die Klemme macht aber nicht, was sie tun soll. Sie klemmt nicht. Also ist das Achterliek bisher immer nicht optimal gespannt. Eine neue Klemme einbauen? Schwierig ohne Spezialwerkzeug. Walter hatte im letzten Jahr die Leine zum Spannen schon außer Betrieb genommen und stattdessen das Liek immer mit einem Gurt gespannt. Auch nicht optimal. Das klingt nach einer Never-ending-Story.

Liegt man mal in Ruhe vor Anker, kann aber nicht schön Schwimmen gehen, weil das Wasser noch so furchtbar kalt ist und der Wind bläst, kommen einem viele Ideen. So auch Walter mit der Baumfock. Jetzt hat er einen Flaschenzug an Baum befestigt. Sieht etwas unkonventionell aus, aber einmal Ziehen und das Achterliek ist gespannt.

Wir sind gespannt. Ist das jetzt die gute Lösung? Oder geht die Geschichte mit Walter und der Baumfock noch weiter? Wir werden berichten.

Man könnte glauben, wir wären geflohen - vor der schwarzen Wolkenwand über Kreta und dem Donnergrollen. So war es nicht. Zwölf Tage waren wir auf Kreta, hatten schöne Ausflüge gemacht, unsere Freunde Ursula und Norbert getroffen, die schon seit Jahren auf Kreta leben und gerade in ihr neues Haus in den grünen Hügeln über der Bucht von Chania gezogen waren, hatten dort Walters Geburtstag gefeiert. Nun gab es eine Windvorhersage, dass es zumindest  ein bis zwei Tage ohne starken Nordwind gehen sollte, bevor der Meltemi dann richtig anfangen würde zu blasen. Also los! Am 4. Mai verließen wir Kolimbari, wo wir so gut geschützt gelegen hatten. Kurs nach Nordnordwest zur Insel Kythira. 

Der Regen von Kreta erwischte uns zwar nicht, dafür aber eine sehr starke Dünung in der Bucht von Avlemonas. Dank der Ankerkralle musste unsere Ankerwinsch zwar nicht leiden, aber wir, denn wir brauchten meist beide Hände zum Festhalten und rollten in der Nacht in der Koje hin und her. Da konnte auch der schöne Abendhimmel die Stimmung nicht wirklich heben.

Wer will das schon zwei Nächte hintereinander und was macht man bei solch einer Dünung vor Anker am Tag, wenn alles hin und her rutscht? Einen wirklich gut geschützten Platz auf Kythira weiter im Norden gab es auch nicht. Also nochmal 20 Seemeilen nach Norden zur Peloponnes - leider gegenan mit viel Motor.

Schon auf der Passage zwischen Kythira und der Bucht von Neapoli am Peloponnes konnten wir die Regenwand sehen, die genau dahin zog, wo wir hin wollten: in den kleinen Hafen von Paleokastro. Da die Sicht schlecht war und wir uns nicht sicher waren, ob nicht die Fähre, die normalerweise in Neapoli anlegt, bei über 30 Knoten Wind stattdessen nach Paleokastro fährt und dann kein Platz für Boote ist, änderten wir unseren Kurs nach West zur kleinen Insel Elafonisos. Auf dem Weg dorthin erreichte uns die Regenwand doch noch. Patschenass fuhren wir vorsichtig in die schöne Bucht von Sarakiniko (immer noch ohne funktionierenden Tiefenmesser) und ließen den Anker vor dem Strand fallen. 

Bei schönem Wetter hat dieser Ort ein karibisches Flair. Aber an diesem Abend konnten wir gerade noch sehen, wo die wenigen anderen Segler in der Bucht lagen. Ein schönes Abendrot und eine ruhige Nacht gab’s dann zur Belohnung.

In der Sonne am nächsten Tag konnten wir unsere nassen Sachen trocknen und es gemütlich angehen lassen. Alles wieder gut!