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Schönes Segeln, die wilde Mani und schönes Wiedersehen in Kalamata

Irgendwann muss man auch den schönsten Ankerplatz verlassen. Die Segel wollen hochgezogen werden und es braucht ein neues Ziel. So ziehen wir schon vor Anker in der Bucht vor Elafonisos das Großsegel und den Besan hoch und motoren dann langsam aus der Ormos Sarakiniko hinaus mit Ziel Porto Kagio. Also: Es geht über den Lakonischen Golf. Lakonisch heißt „kurz angebunden“ oder „ kurz gesagt“ (König von von Makedonien: „Wenn ich euch besiegt habe, werden eure Häuser brennen, eure Städte in Flammen stehen und eure Frauen zu Witwen werden.“ Darauf die Spartaner: „Wenn!“). Für uns heute kurz gesagt und zum Glück gar nicht kriegerisch: „Hatten wir gleich schönen Wind?“ „Nein!“ Also Geduld bei der Suche nach dem Segelwind. Aber bald können wir auch die Genua ausrollen und segeln wie auf Schienen zwischen vor Anker liegenden Frachtschiffen mit Vollzeug auf die Halbinsel Mani zu.

Wie schön! Vor der Bucht von Porto Kagio bergen wir die Segel und ankern dann erst einmal ganz allein vor dem kleinen Ort, in dem es inzwischen fast mehr Wohnmobile als Segler gibt. Später kommen noch einige Boote dazu. Eigentlich wollten wir hier an Land gehen, da unsere Essensvorräte allmählich zur Neige gehen. Aber wir sind uns nicht sicher, ob der Anker bei den Windböen vom Berg hält. Also Tomatensauce mit Reis. Nachts dreht der Wind auf Ost und es gibt heftige Böen. Wir kommen mit unserem Heck recht nah an Land, obwohl der Anker hält. Eine kleine Boje, die an unser Heck anklopft, weckt uns dann richtig auf. Da wir wegen der Enge in der Bucht und den Nachbarbooten wenig Kette stecken konnten, können wir jetzt auch keine Kette einholen. Also sicherheitshalber nochmal den Anker neu platzieren. Das klappt auch bei Dunkelheit gut. Dann ist alles OK und wir können am nächsten Morgen gemütlich unseren Kaffee im Cockpit trinken, die schöne Umgebung mit Manidorf, Felshöhlen und Bergen anschauen und dann wieder losfahren.

Vor der Bucht von Porto Kagio können wir gleich die Segel setzen. Da wir um das Kap Tenaro wollen und nicht wissen, wie der Wind dahinter sein wird („Don‘t trust an App!“, Zitat von unserem Freund Mats aus Messolonghi) ziehen wir nur die Genua und den Besan hoch. So kreuzen wir schön um das Kap.

Und dass wir nicht noch das Großsegel hochgezogen haben, stellt sich etwas später als gute Entscheidung heraus. Wir segeln um das Kap, denken, dass wir so gemütlich bis in die ausgewählte Ankerbucht „Ormos Limeni“ segeln können. Aber kurz nördlich von dem Ort Gerolimenias an den steilen Felsen vom Kap Lipoula brist der Wind plötzlich stark auf und es kostet trotz gereffter Genua richtig Kraft, unser luvgieriges Boot auf Kurs zu halten. Ostwind, der über die hohen Berge hinunter saust. Kurz vor unserer auserwählten Ankerbucht für die Nacht sind wir bei Böen von 40 Knoten, die auch in der Bucht weiterhin blasen. Eine einigermaßen ruhige Nacht können wir uns hier nicht vorstellen. Don‘t trust an App, wie wahr. Regionale Bedingungen kann solch eine App nicht vorhersagen. Die sagt nämlich, dass wir über Nacht maximal 23 Knoten Wind in Böen haben werden. Mit soviel Wind haben wir hier schon mal übernachtet. Aber 40 Knoten! Muss nicht sein. Also nochmal zwei Stunden drangehängt, weiter nach Norden.

Da finden wir dann ein kleines Paradies. Ankern in der Bucht von Kardamili vor den Felsen und dem Strand von Kalamitsa. Windstille, Ruhe, klares Wasser, rote Felsen, grüne Berghänge mit Zypressen bewachsen. Und nach dem zweiten Versuch, den Anker so zu platzieren, dass er nicht an einem Stein hängen bleibt oder die Ankerkette sich beim Schwojen um die Felsen wickelt, haben wir den richtigen Sandflecken gefunden und schlafen nach dem letzten Essen aus unseren Vorräten selig ein.

Und dann wieder Kalamata. Da segeln wir am nächsten Tag hin. Hier hat Aglaya den vorletzten Winter an Land verbracht und das Unterwasserschiff hat ein Refit erhalten. Wir liegen für ein paar Tage in der Marina, können mal wieder richtig schön warm duschen, Wäsche waschen, Boot sauber machen, alte Bekannte wiedersehen, leckere Sachen zum Kochen einkaufen. Und mal sehen: Vielleicht finden wir ja auch jemanden, der unseren Tiefenmesser wieder flott bekommt. Und natürlich sagen wir Hallo zu unserem Mechaniker vom vorletzten Winter, Herrn Vardakas, der so alt ist wie wir, und nicht aufhören will zu arbeiten, weil er es einfach gerne macht. Ein schönes Wiedersehen!

2 Gedanken zu „Schönes Segeln, die wilde Mani und schönes Wiedersehen in Kalamata

  1. Angela

    Immer wieder schön, eure Berichte zu lesen. Kardamilli, geht es da problemlos mit dem Ankern? Wir wollten da mal Freunde besuchen, war uns aber ankermäßig zu unsicher. Weiterhin eine schöne Tour, Angela u. Walter

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    1. Gisela Wuerfel

      Liebe Angela, lieber Walter,

      Kardamili hat uns gut gefallen. Bis 40 Knoten Wind vom Berg in der Bucht von Limeni und dann fast Windstille in Kardamili. Wir haben in der Bucht südlich des Ortes geankert. Nennt sich Kalamitsa Beach. Dort gibt es auf dem Grund Sand, aber auch Felsen, die wir bei ruhigem Wasser ganz gut erkennen konnten. Beim zweiten Versuch hat sich der Anker eingegraben. Wir hatten ein ruhige Nacht dort, also gute Bedingungen. Außer uns war nur noch ein weiteres Boot dort, also genug Platz, um viel Kette zu stecken. Bei stärkerem Wind aus West steht bestimmt Schwell in die Bucht. Dann würden wir dort nicht ankern. Euch alles Gute! Wir freuen uns, wenn wir euch in Messolonghi oder in den Ionischen Inseln dann wiedersehen. Herzliche Grüße von Gisela unmd Wlter

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