Willkommen! Dies ist die Website von Gisela und Walter Würfel. Hier berichten wir über die Reisen und das Leben auf unserer Segelyacht Aglaya. / Welcome! This is the website of Gisela and Walter Wuerfel. Here we report about the journeys and the life on our sailing yacht Aglaya.
Windy sagt uns einen schönen Westwind vorher. Der könnte uns gut über den Argolischen Golf nach Porto Heli bringen. Aber: kaum Wind, dafür aber Delfine am Boot.
Wir gehen in der großen, gut geschützten Bucht von Porto Heli vor Anker. Vor zwei Jahren waren wir an unserem dreißigsten Hochzeitstag schon einmal hier. Damals gab es 35 Knoten Wind. Am nächsten Morgen verlegen wir uns dann in die Marina. Wir brauchen mal wieder Landstrom und eine warme Dusche. Die Marina ist inzwischen voll funktionstüchtig, hat Murings und ein Haus mit Duschen und Toiletten, so nobel, wie wir noch nie welche Griechenland gesehen haben. Entsprechend hoch sind die Liegegebühren: 50 Euro pro Nacht für unser Boot. Wir genießen den Luxus und freuen uns über das sehr freundliche Personal. Hier können wir auch eine neue Gasflasche beschaffen und im nahegelegenen Supermarkt unsere Lebensmittelbestände erneuern.
Ach ja, und jetzt ist ja für die nächsten zwei Tage das griechisch-orthodoxe Osterfest! Das erleben wir nun hier in Porto Heli: Die Glocken der Kirche läuten zu einer ganzen Reihe von Gottesdiensten, Osterfeuer, draußen gibt es Lamm am Spieß, abends Musik, Feuerwerk und Tanz.
Nun sind wir in Gerakas, einem winzigen Dorf in einem Fjord etwas nördlich von Monemvasia. Die blau-weißen kleinen Häuser erinnern schon an die Ägäis. Oberhalb vom Fjordeingang liegen die Ruinen der antiken Akropolis Zarax. Idylle pur!
Unseren Besuch, Annegret und Christoph, hatten wir am Tag in zuvor Monemvasia verabschiedet. Es war eine schöne Zeit zu viert, obwohl völlig anders als geplant. In kleinen Etappen wollten wir im Argolischen Golf segeln. Am ersten Segeltag mussten wir ein Stück motoren. Der Motor fiel aus. Davon hatten wir schon berichtet.
Wie sich dann herausstellte, lag das am Inhalt der beiden Dieseltanks. Wir befürchteten Dieselpest, also Mikroben, die Schwämme in den Tanks bilden. Willi, der Mechaniker, den uns die Coastguard rief, pumpte ca. 150 Liter Diesel aus unseren beiden Tanks. Wohl keine Dieselpest, aber jede Menge Schlamm unten in den Tanks. Der hat sich wohl über Jahre angesammelt. Das musste alles raus. Alle beiden Tanks wurden gereinigt und mit “gutem”, von Shell lizenziertem Diesel gefüllt. 300 Liter. Das schlägt ordentlich in die Bordkasse. Aber wir wollen segeln und nicht motoren. Also werden wir hoffentlich so schnell keine neue Tankfüllung brauchen.
Das Ganze hat sich über drei Tage hingezogen. Viel Arbeitszeit für den Mechaniker, ein wirklich netter Mensch, obwohl wir uns nur schwer verständigen konnten. Er kein Englisch, wir kein Griechisch. Aber er hat einen Bruder, der zehn Jahre in Berlin gelebt hat. Da gab es ab und zu Übersetzungsarbeit per Handy. Gestern war dann alles fertig. Und der liebe Willi kam extra noch einmal vorbei, um uns eine Flasche Olivenöl und eine Flasche Wein, sicher aus eigener Produktion, zu schenken. Zumindest versicherte er uns, dass der Wein keinen Kopf macht. Nach den Erfahrungen mit ihm glauben wir ihm aufs Wort.
Zum Glück waren Annegret und Christoph mit einem Leihauto da. So waren Ausflüge in die Umgebung möglich. Ganz unkompliziert und spontan haben sie sich mit dem beschäftigt, was es hier zu entdecken gab - von der Bakery im Nachbarort, die auch sehr gutes Olivenöl verkauft, bis zur Ausfahrt in die Berge und durch die Dörfer. Nicht zu vergessen die vielen blühenden Pflanzen, die sie bestimmt haben. Und sie haben super leckere Essen gekocht, die man wohl sonst kaum mal in der Bordküche zustande bringt, wenn man unterwegs ist. Und dann war ja da auch noch die allabendliche Bordmusik live. War schön mit euch beiden! Danke!
Ein Schifferklavier gibt es auf Aglaya nicht. Aber zwei von Walters Gitarren reisen mit - eine Epiphone für Swing und eine Ortega für den Bossa Nova. Von der Band „Jazz Pastry“, in der Walter zu Hause Gitarre spielt, sind wir weit weg. Aber die Pastries sind ja zu uns aufs Boot gekommen. Der Pianist hat leider zu Ostern keinen Urlaub bekommen, aber Annegret bringt den Gesang und Christoph den Bass. Da geht was, und zwar jeden Abend, nach dem leckeren selbst gekochten Abendessen. Leider haben wir gerade keinen warmen griechischen Frühling, sondern kühles irisches Schauerwetter. Also keine Musik auf der Pier. Aber unser Salon ist wie gemacht für kleine Haus- nein(!) Bootskonzerte.
Auch unser schottischer Bootsnachbar Alexander, der mit seinem Boot Europa umrunden will (teilweise auch auf dem Landweg) ist an einem der Abende mit von der Partie. Manche Stücke können wir zu dritt singen.
So lernen die guten Geister auf unserem Boot so schöne Jazz-Standards kennen wie „Agua de beber“ oder „Night and Day“ oder „Don’t be that way” … Eine schöne Abwechsung zum Heulen des Windes im Rigg.
Karfreitag sind wir noch im Hafen von Monemvasia und damit beschäftigt, die Dieselpest in unserem Tank loszuwerden. Wieder losfahren wäre vielleicht sowieso keine gute Idee. Die heimischen Fischer kennen sich gut aus mit dem Wetter. “Big waves will come on Sunday.” Und sie erzählen uns von den großen Wellen vor drei Jahren, durch die eines der Fischerboote im Hafen gesunken ist. Das prägt sich ein. Auch die Coastguard warnt uns und rät uns, den Platz, den wir am Tag zuvor nur unter Segeln an der Pier erreicht haben, zu verlassen und uns an einen etwas sicheren Platz zu verlegen. Das war ein sehr guter Rat, wie sich dann herausstellte.
Viel Wind kommt dann tatsächlich in der Nacht von Ostersamstag auf Sonntag. Und am Sonntagvormittag kommen dann die großen Wellen. Ein Tief östlich von Kreta schickt sie uns. Sie haben schon einen langen Weg über das offene Meer zurückgelegt. So baut sich nun eine hohe Dünung auf, die sich an der Pier bricht und auch in den Hafen rollt.
Am Nachmittag wird es richtig heftig. Wir bewachen unsere Fender, bringen eine lange zusätzliche Leine quer durchs Hafenbecken auf die andere Seite der Pier aus. Was dann an Brechern zu uns herüber schlägt und teilweise auch über uns schlägt, ist beunruhigend und beeindruckend zugleich. Eine der drei Segelyachten gerät im Hafen fast in Seenot. Sie lag an dem Platz, an dem wir am Vortag gelegen hatten. Unserem schottischen Nachbarn Alexander versenkt ein Brecher sein Schlauchboot. Ein Wohnmobil, dessen Besitzer nicht vor Ort sind, versetzen die Brecher 15 Meter und beschädigen es. Alle Fischer sind bei ihren Booten. Der Fischer neben uns erzählt, dass es alle zwanzig Jahre so einen Sturm gibt. Na ja, unser Gast Christoph hatte ja einen Abenteuerurlaub gebucht. Bisher kann er ganz zufrieden sein.
Aber wir hätten es dann doch gerne allmählich etwas ruhiger. Gegen Abend flaut zuerst der Wind etwas ab und etwas später wird auch die Dünung etwas schwächer. Aber natürlich bleiben wir an Bord in Hab-Acht-Stellung. Was für ein Ostersonntag! Aber die Griechen feiern Ostern ja erst eine Woche später. Da haben wir vielleicht dann doch noch eine Chance, schön Ostern zu feiern.
Annegret und Christoph von den Jazz Pastries (Walters Band) kommen am Gründonnerstag an Bord. Kommen mit dem Leihauto von Athen. Christoph bringt seinen E-Bass mit.
Erst einmal eingewöhnen an Bord. Und natürlich viel Erzählen, da wir uns schon länger nicht gesehen haben. Wie schön, das Wiedersehen!
Natürlich zeigen wir den beiden erst einmal die wichtigsten Dinge an Bord. Beide waren noch nie auf einem Segelboot. Aber dann laufen wir am ersten Tag zuerst einmal um den ganzen Felsen von Monemvasia, Blumenmeer und am Kap ein bisschen Klettern durch die Felsen. Dann sind wir am Leuchtturm, laufen durch die schön restaurierte Unterstadt mit kleinen Gästehäusern, Tavernen und wenigen Souvenierläden. Steigen dann die lange Treppe zur Oberstadt hinauf und laufen über den blumenübersäten Rücken des Felsen durch die Ruinen, blicken rundum in die Ferne und hinunter auf den Hafen. Dann nach dem Abstieg über die glatten Steine des Weges ein schönes Bier vom Fass in der Unterstadt auf einer der Terassen. Und am Abend noch ein leckeres Essen in einem der Restaurants am Hafen.
Unser Boot liegt gut gesichert, zusätzlich mit den Ruckfendern, da der Wind aus Nord bis Nordost bläst und der Schwell in den Hafen steht.
Zweiter Tag: auch sehr ereignisreich. Wir zeigen unserem Besuch die wichtigsten Dinge an Deck, vor allem, was das Ablegen und Anlegen betrifft. Und es gibt noch hunderte Fragen dazu. Segel setzen, Motor …
Es gibt einen starken Wind aus Nordost. Und wir wollen nach Norden, erst einmal einen kleinen kleinen Schlag, nach Gerakas, ca. neun Seemeilen entfernt. Also kein passender Segelwind. Vielleicht können wir hochkreuzen, wenn der der Wind nicht mehr so stark ist. Wir warten bis zum Nachmittag. Machen uns fertig zum Ablegen. Draussen stellen wir fest, dass es mit dem Segeln nicht realistisch ist, bei der hohen Dünung die eigentlich recht kurze Strecke zu schaffen, bevor es dunkel wird. Also motoren, kein Problem bei 9 Seemeilen. Aber nach 6 Seemeilen fällt der Motor aus und springt nicht wieder an. Wir suchen nach der Ursache, können sie auf die Schnelle nicht finden. Also die kleinen Segel hoch (Besan und Baumfock), da wir in Landnähe sind und manövrierfähig bleiben müssen. Das geht ganz gut, aber wie es dann so ist, wird der Wind schwächer und wir kommen nach Norden zu unserem anvisierten Ankerplatz nicht voran. So beschließen wir, nach Monemvasia zurück zu segeln. Das geht ganz gut. Als der Wind nachlässt, ziehen wir auch noch die Genua raus. Das hilft.
Dann wird es spannend. Wie schaffen wir es unter Segeln in den Hafen? Das haben wir mit diesem Boot noch nie gemacht. Kurz vor der Hafeneinfahrt machen wir Genua und Baumfock runter. Nur mit dem Besan segen wir um den Wellenbrecher. Kurz vor der Pier kommt auch der Besan runter. Und dann legen wir uns ganz sanft längsseits an die Pier. Alles gut gegangen! Auch weil es kaum Wind gab. Manche dachten, wir sind die Superprofis und machen das absichtlich. Na ja, wieder was gelernt. Und Annegret und Christoph haben einen harten Einstieg an ihrem ersten Segeltag gehabt und haben sich als super Crewmitglieder geoutet.
Morgen Nachmittag soll hier der Sturm von Kreta mit großen Wellen hinkommen. Vielleicht haben wir bis zum Mittag den Motor wieder fit und können uns dafür noch etwas sicherer verlegen.
Aber Entspannung muss nach solchem Tag auch sein. Und das geht auch. Ein leckeres selbstgekochtes Essen an Bord und dann endlich(!) Livemusik an Bord!
Der Golf wird vom Kap Tenaro im Westen und Kap Maleas im Osten begrenzt, beide berüchtigt für extrem starke Winde. Vor zwei Jahren haben wir beide Kaps passiert - bei Flaute. Diesmal ist das Wetter unbeständig und es ist sehr windig.
Aufbruch am Morgen am Ankerplatz in Porto Kagio bei Tenaro bei ruhigem Wind, aber diesig neblig. Nach kurzer Zeit brist es auf und der Wind pendelt sich bei 30 Knoten (entspricht 6-7 Windstärken, in Böen wesentlich mehr) ein. Entsprechend baut sich eine kräftige Dünung auf, denn im Südwesten, wo der Wind herkommt, ist offene See. Wir sind froh, ein so stabiles Boot mit Langkiel zu haben, das sehr weich in die immer höher werdende Welle eintaucht. Und wir sind froh, eine Ketch zu haben, wir fahren nur mit Besan und Baumfock, wenig Segelfläche, aber sehr komfortabel und mit wenig Schräglage bei so starkem Wind. Und aufgrund der Rumpfform bleiben wir auch bei seitlichen hohen Wellen vollkommen trocken, wunderbar.
In fünf Stunden Ritt wollen wir in Palaiokastro, einem geschützten kleinen Hafen kurz vor dem Kap Maleas ankern - die Coast Guard jagt uns weg. Es käme gleich ein großes Schiff, das würde allen Platz brauchen. Alle weiteren Versuche helfen nichts - bis wir plötzlich die große Autofähre sehen, die tatsächlich hier anlegt. Wegen zu schlechten Wetters in Neapoli, wie wir später erfahren. Also wieder Aufbruch, nach Neapoli, wo zwei Anlegeversuche wegen zu starken Seitenwindes scheitern. Der dortige - freundliche - Mensch von der Coast Guard empfiehlt uns die Bucht Levki auf der gegenüberliegenden Insel Elafonisos. 3 Meilen. Fix und fertig also wieder aufgebrochen, die Sonne geht langsam unter - und wir finden die Bucht nicht. Haben uns dann weiter nördlich vor Anker gelegt und eine weitere Nacht mit Ankerwache abwechselnd mit äußerst wenig Schlaf zugebracht.
Ankern vor dem Hafen von Elafonisos. Auf der Halbinsel Mani sieht man in der Ferne noch die verschneiten Berge
Am Morgen ist es warm, die Sonne scheint, ein wunderbarer Tag, wir fahren ums Kap Maleas bis Monemvasia - herrlich!
Endlich sind wir am 3. April startklar zum Lossegeln. Aber wir warten noch einen Tag ab, da immer noch ein starker Südwind bläst. Es ist für uns noch mal ein Tag zum Ausspannen, nachdem sich jetzt mehrere Wochen alles ums Fitmachen des Bootes gedreht hat. Wir laufen hoch zur Festungsruine, die wir schon vor zwei Jahren im August besucht hatten. Damals war die Natur braun und trocken. Jetzt ist alles grün und überall blüht es. Ein wunderschöner Platz fürs Frühstück mit Blick über die Stadt. Am Abend essen wir zum Abschied noch einmal die leckere Fischsuppe in der Taverna Argos.
Dann geht’s am 4. April endlich los. Wir verlassen Kalamata und segeln bei schwachem Wind nach Süden. So können wir gleich mal Großsegel, Genua und das Besansegel setzen. Wir kommen nur sehr langsam voran, da der Wind allmählich komplett wegbleibt. Also leider die letzten Meilen zur Bucht von Limeni - unserem anvisierten Ankerplatz - motoren. Wie es dann so ist, kommt der Wind kurz vor der Bucht mit Böen von über 40 Knoten. Er lässt auch auf unserem Ankerplatz vor dem angeblich hervorragenden Fischrestaurant von Karavostasi kaum nach und bläst fast konstant mit um die 35 Knoten die ganze Nacht und auch am nächsten Tag, zum Glück ablandig aus Ost. So haben wir zumindest keine Dünung. Aber wir testen nicht den Fisch im Restaurant, sondern bleiben lieber an Bord.
Das Kap Tenaro wollen wir bei sicher noch deutlich stärkerem Wind von vorne nicht umrunden. Daher bleiben wir noch einen Tag in dieser schönen Bucht und hoffen darauf, dass der Wind schwächer wird.
So ist es dann auch. Am nächsten Tag schauen wir uns die imposanten Berge bei Gerolimenias vom Boot aus an, sind wie schon vor zwei Jahren wieder fasziniert von der wilden Halbinsel Mani mit ihren Dörfern, die aus Wohntürmen bestehen und umrunden dann stressfrei das Kap Tenaro, den südlichsten Punkt von Festlandeuropa. In unserer Anklerbucht Porto Kagio sind wir das einzige Boot (ganz anders als vor zwei Jahren im August). Es ist recht viel Wind über Nacht, von den Bergen aus verschiedenen Richtungen. Also wieder Ankerwache. Aber der Anker hält im Schlick und Sand vor dem Dorf gut.
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