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Inzwischen sind wir seit fast drei Wochen wieder zu Hause in Heidelberg - gut angelegt und den Kälteschock schnell überwunden. Aglaya steht gut abgedeckt an Land in Kalamata. Wir haben schnell unsere Winterkleidung herausgeholt und bewegen uns nun an Land. Der Blick auf unser Wohnzimmerfenster hält die Sehnsucht nach dem Segeln wach (obwohl es sich hier um ein ganz anderes Boot handelt, das Modell der ca. 25m langen Tuiga, gebaut 1909, immer noch im Mittelmeer unterwegs und es gewinnt auch noch Regatten). Zum ersten Advent haben wir ihr heute einen Stern über den Bug gehängt.

Wir wünschen euch allen eine schöne Adventszeit - an Bord oder an Land, wo auch immer ihr seid.

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Nach vier Besuchen (= 4 Tage mit 3 Personen incl. Samstag und Sonntag) hat es geklappt: Der viel zu kleine Travellift hat uns auf Land gehoben. Aglaya steht hoch und trocken - ein Logenplatz über der Marina von Kalamata. Kein Schaukeln mehr. Aber das ist das Problem: ein total blödes Gefühl, denn das Gleichgewichtsorgan und das Körpergefühl gleichen die kleinen Bootsbewegungen aus, wenn man sich an Bord bewegt oder wenn es Welle gibt. Und jetzt nichts mehr. Aber das Gefühl, dass es schaukelt, bleibt. Erst recht, wenn man auf die Boote sieht, die im Wasser schaukeln……..

Ein paar Tage Arbeit am Boot für das Einwintern, und ein Auftrag für den Service, und im Winterhalbjahr wird der Rumpf grundlegend überholt und neues Antifouling (gegen Bewuchs) aufgebracht. 

Noch einige Reinigungs- und Pflegearbeiten, dann wird im März noch Ölwechsel gemacht und Kühlflüssigkeit ausgetauscht - dann kann die Saison 2022 losgehen. 

Aber jetzt erstmal 3 Stunden mit dem Bus durch die wilde Peloponnes-Halbinsel und über den (immer noch gesperrten) Kanal von Korinth nach Athen. Dort eine Nacht im Hotel, natürlich mit vorherigem langen Rundgang über die spektakuläre Akropolis und in die chaotisch verwinkelte Altstadt Plaka - dann am 8. November geht der Flieger ins kalte trübe Deutschland - nach Hause zu Freunden, Chor, Band……darauf freuen wir uns.

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In der Marina von Kalamata festgemacht

…..zweitens, als man denkt…….abends in Finikunda gingen wir dem Dieselgeruch nach, der seit dem Tanken in Pylos immer noch leicht zu spüren war. Der Schock: Auf dem Tank stand etwas Diesel, aber in der Bilge schwappte es richtig. Wie sich später herausstellte, war das Wasser, aber das wussten wir noch nicht. Deshalb haben wir kurzerhand unsere Pläne geändert: Mit Wasser im Boot und Diesel über die Ägäis? Bei heftigen Winden? Nein, das ging nicht. Die nächste Marina (es ging ja auch um einen Winterliegeplatz auf Land) von Finikunda aus ist Kalamata, am Nordende einer Bucht im Messenischen Golf, letztes Jahr lagen wir eine Woche dort. 

Nach 6 Stunden, wieder ohne Wind, wieder mit Motor, machten wir in Kalamata fest. Das Wasser wurde abgepumpt - 120 Liter! Im Marina-Büro checken, ob es einen Winter-Land-Liegeplatz gibt und was der kostet, checken, wie es mit Kran aussieht für einen Zweimaster mit 16 Tonnen - das stellte sich als mittlere Katastrophe heraus. 

Damit das Boot in den Travelift passt (der veraltet und zu klein ist), mussten beide Vorstage (die den Mast nach vorne abspannen und ihm Stabilität geben) abgebaut werden, was in Etappen mehrere Tage in Anspruch nahm, weil die Stage seit Jahren nicht bewegt worden waren. Die Spannschlösser - Bronze auf Edelstahl - waren einfach fest. Mit drei Mann mit schwerem Werkzeug und viel Kraft, auch mit Erhitzen, gingen sie endlich am dritten Tag auf. Nun steht dem Landgang von Aglya nichts mehr im Weg. Nur müssen wir noch einen Schlechtwettertag abwarten, da zu viel Schwell im Hafen ist. Im Warten sind wir ja inzwischen sehr geübt.

Finikunda

Nach zwei Nächten vor Anker konnten wir in Pylos endlich an die Hafenpier, um Wasser und Diesel zu bunkern und Lebensmittel einzukaufen. Dialog mit der resoluten Blondine beim Aufschliessen der Wasserversorgung: „Hello, are you the Water-Lady?“ „No, I am not the Water-Lady. I am the Harbour-Master“.

Dabei konnten wir längsseits anlegen üben, denn wir mussten uns dreimal verlegen, bis wir alles zusammen hatten. Pylos ist im Vergleich zu unserem Besuch im Sommer 2020 sehr lebendig. Wegen Corona waren im letzten Jahr viele Geschäfte geschlossen.

Bei schwachem Wind ging’s dann um die Südwestspitze des Peloponnes. Dabei konnten wir die beeindruckende venezianisch-osmanische Festung Methoni bewundern. Hier kann man auch schön ankern, aber wir entschieden uns für Finikunda, einen kleinen Ort mit Hafen etwas weiter östlich. Im Hafenguide steht, dass man dort - wenn Platz ist - an einer kleinen Pier festmachen kann. Als wir vorsichtig den Bug in den kleinen Hafen steckten, stellten wir fest, dass der Hafen voll von kleinen Booten war und sowieso für eine Yacht von unserer Länge nicht zum Anlegen geeignet ist. Was so alles in den Hafenguides steht. Darin haben wir immer wieder mal Angaben gefunden, die überhaupt nicht mit unserer Einschätzung überein stimmten.

Also wieder ankern. In solch einer schönen Bucht mit guten Ankergrund fällt das nicht schwer. Eine schöne Szenerie, ein weiter Blick, tolle Farben beim Sonnenuntergang und eine ruhige Nacht. Was will man mehr?

Navarino ist die größte geschützte Ankerbucht Griechenlands, viermal fünf Seemeilen groß, im Osten von Hügeln und im Westen von bizarren Felsen umgeben. Im Peloponnesischen Krieg 425 v. Chr. schlug die Flotte der Athener die Spartiaten. Von dieser Schlacht ist nicht sehr viel überliefert, sie kann auch vor der Bucht stattgefunden haben. Wichtiger und auch heute noch bedeutend ist die zweite Seeschlacht: Am 20. Oktober 1827 schlug eine englisch-französisch-russische Flotte die türkisch-ägyptische. Damit wurden die Osmanen aus Griechenland endgültig vertrieben: der Beginn der griechischen Unabhängigkeit.

Am 194. Jahrestag dieser Schlacht lagen wir mitten in der Bucht vor Anker und konnten die Feierlichkeiten mit Musik, Lasershow und Feuerwerk beobachten.

Nach zermürbendem Warten, unterbrochen nur durch unseren netten Besuch an Bord und an Land, läuft der Motor wieder, dank „unserem“ professionellen hervorragenden Mechaniker Dimitris aus Patras. Bevor wir loskonnten, mussten wir aber noch einen Sturm (54 Knoten, entspricht 10 Windstärken!) abwettern. Er richtete erhebliche Schäden an den Stegen der Fischer und auch in der Marina an. 

Sonntag ging’s dann los, Richtung Süden. Mittlerweile sind wir schon über 100 Seemeilen weiter und nähern uns der westlichen Südspitze der Peloponnes, wo wir dann hoffentlich mit dem nach Osten abbiegen können und um die Kaps Tenaro und Maleas in die Ägäis zu segeln. Ziel: Die Insel Leros vor der türkischen Küste, etwas nordwestlich von Rhodos. Dort haben wir einen Winterliegeplatz an Land.