Springe zum Inhalt

Der Golf wird vom Kap Tenaro im Westen und Kap Maleas im Osten begrenzt, beide berüchtigt für extrem starke Winde. Vor zwei Jahren haben wir beide Kaps passiert - bei Flaute. Diesmal ist das Wetter unbeständig und es ist sehr windig. 

Aufbruch am Morgen am Ankerplatz in Porto Kagio bei Tenaro bei ruhigem Wind, aber diesig neblig. Nach kurzer Zeit brist es auf und der Wind pendelt sich bei 30 Knoten (entspricht 6-7 Windstärken, in Böen wesentlich mehr) ein. Entsprechend baut sich eine kräftige Dünung auf, denn im Südwesten, wo der Wind herkommt, ist offene See. Wir sind froh, ein so stabiles Boot mit Langkiel zu haben, das sehr weich in die immer höher werdende Welle eintaucht. Und wir sind froh, eine Ketch zu haben, wir fahren nur mit Besan und Baumfock, wenig Segelfläche, aber sehr komfortabel und mit wenig Schräglage bei so starkem Wind. Und aufgrund der Rumpfform bleiben wir auch bei seitlichen hohen Wellen vollkommen trocken, wunderbar.

Video: Wilder Ritt

In fünf Stunden Ritt wollen wir in Palaiokastro, einem geschützten kleinen Hafen kurz vor dem Kap Maleas ankern - die Coast Guard jagt uns weg. Es käme gleich ein großes Schiff, das würde allen Platz brauchen. Alle weiteren Versuche helfen nichts - bis wir plötzlich die große Autofähre sehen, die tatsächlich hier anlegt. Wegen zu schlechten Wetters in Neapoli, wie wir später erfahren. Also wieder Aufbruch, nach Neapoli, wo zwei Anlegeversuche wegen zu starken Seitenwindes scheitern. Der dortige - freundliche - Mensch von der Coast Guard empfiehlt uns die Bucht Levki auf der gegenüberliegenden Insel Elafonisos. 3 Meilen. Fix und fertig also wieder aufgebrochen, die Sonne geht langsam unter - und wir finden die Bucht nicht. Haben uns dann weiter nördlich vor Anker gelegt und eine weitere Nacht mit Ankerwache abwechselnd mit äußerst wenig Schlaf zugebracht. 

Ankern vor dem Hafen von Elafonisos. Auf der Halbinsel Mani sieht man in der Ferne noch die verschneiten Berge

Am Morgen ist es warm, die Sonne scheint, ein wunderbarer Tag, wir fahren ums Kap Maleas bis Monemvasia - herrlich! 

Endlich sind wir am 3. April startklar zum Lossegeln. Aber wir warten noch einen Tag ab, da immer noch ein starker Südwind bläst. Es ist für uns noch mal ein Tag zum Ausspannen, nachdem sich jetzt mehrere Wochen alles ums Fitmachen des Bootes gedreht hat. Wir laufen hoch zur Festungsruine, die wir schon vor zwei Jahren im August besucht hatten. Damals war die Natur braun und trocken. Jetzt ist alles grün und überall blüht es. Ein wunderschöner Platz fürs Frühstück mit Blick über die Stadt. Am Abend essen wir zum Abschied noch einmal die leckere Fischsuppe in der Taverna Argos.

Dann geht’s am 4. April endlich los. Wir verlassen Kalamata und segeln bei schwachem Wind nach Süden. So können wir gleich mal Großsegel, Genua und das Besansegel setzen. Wir kommen nur sehr langsam voran, da der Wind allmählich komplett wegbleibt. Also leider die letzten Meilen zur Bucht von Limeni - unserem anvisierten Ankerplatz - motoren. Wie es dann so ist, kommt der Wind kurz vor der Bucht mit Böen von über 40 Knoten. Er lässt auch auf unserem Ankerplatz vor dem angeblich hervorragenden Fischrestaurant von Karavostasi kaum nach und bläst fast konstant mit um die 35 Knoten die ganze Nacht und auch am nächsten Tag, zum Glück ablandig aus Ost. So haben wir zumindest keine Dünung. Aber wir testen nicht den Fisch im Restaurant, sondern bleiben lieber an Bord.

Das Kap Tenaro wollen wir bei sicher noch deutlich stärkerem Wind von vorne nicht umrunden. Daher bleiben wir noch einen Tag in dieser schönen Bucht und hoffen darauf, dass der Wind schwächer wird.

So ist es dann auch. Am nächsten Tag schauen wir uns die imposanten Berge bei Gerolimenias vom Boot aus an, sind wie schon vor zwei Jahren wieder fasziniert von der wilden Halbinsel Mani mit ihren Dörfern, die aus Wohntürmen bestehen und umrunden dann stressfrei das Kap Tenaro, den südlichsten Punkt von Festlandeuropa. In unserer Anklerbucht Porto Kagio sind wir das einzige Boot (ganz anders als vor zwei Jahren im August). Es ist recht viel Wind über Nacht, von den Bergen aus verschiedenen Richtungen. Also wieder Ankerwache. Aber der Anker hält im Schlick und Sand vor dem Dorf gut.

Video: Alleine vor Anker in Porto Kagio

Nachdem die dicke Motoryacht, die uns zugeparkt hatte, fertig war und ins Wasser konnte, war der Weg für Aglaya frei. Der durch den dauerhaften Nordwind niedrigen Wasserstand im Becken des Travellifts reichte so gerade für Aglayas Tiefgang. Und nach einem starken Wind aus West am Tag zuvor, war es heute ruhig und Lady Aglaya konnte ins Wasser. Takis, der den Travellift bedient, hat alles perfekt gemanagt und auch der Abbau und nachher wieder Aufbau der beiden Vorstage durch Mikis, den Segelmacher, lief ohne Probleme. Griechische Präzisionsarbeit. Die im Winter neu eingebauten Seeventile sind alle dicht und auch Motor und Welle nach den Reparaturen und Korrekturen funktionieren prima. So schleichen wir uns auf einen ruhigen Wasserliegeplatz und freuen uns über den entspannten Gang aufs Wasser. Aglaya schaukelt wieder. Wir schaukeln mit.

Die To-Do-Liste für Aglaya über den Winter und im März war lang - nicht zuletzt auch deswegen, weil unser Boot ja an Land stand. So konnten viele Arbeiten erledigt werden, die im Wasser nicht möglich sind. Aglaya ist ja nicht mehr die Jüngste. Daher hatten wir uns entschieden, ihr für das Unterwasserschiff einen Refit mit Anti-Osmose-Behandlung zu spendieren. 

Während wir im Winter in Deutschland waren, hatten wir zuverlässige Handwerker hier in Kalamata, die die notwendigen Arbeiten erledigt haben:

- Sandstrahlen
- Schleifen und Ausbessern von schadhaften Stellen
- Osmose-Schutz
- Primer und zweimal Epoxy aufbringen
- Zwei Anstriche Antifouling

Außerdem wurden in den beiden Bädern drei Seeventile erneuert und die Abflussleitungen gereinigt.

Das hat alles gut geklappt. Wir waren in unserer „Winterpause“ zu Hause durch Fotos mit dem Fortschreiten der Arbeiten immer auf dem Laufenden.

Als wir am 11. März zurück am Boot waren, ging es dann weiter und es kam mehr, als wir gedacht hatten. Die Schraube wurde ausgebaut, geschliffen und poliert. Beim Einbau wurde zusätzlich ein Ring zum Zerschneiden von Leinen mit eingebaut. Hoffentlich wird er nicht gebraucht! Die Opfer-Anoden am Ruder und der Welle wurden erneuert, auch die am Wassersammler des Auspuffs.

Natürlich gab es auch die üblichen Pflegearbeiten. Das GFK am Rumpf und an Deck haben wir gereinigt, mit einem leichten Schleif- und Wachsmittel behandelt und dann poliert. Und natürlich musste auch wieder alles Metall an Deck von Schmutz und Rost befreit und poliert werden. Bei diesen Pflegearbeiten geht es nicht nur um die Optik (Aglaya soll natürlich zur neuen Saison glänzen und strahlen), sondern vor allem auch um den Schutz vor salziger Luft und Salzwasser. Das Teakdeck wird gepflegt, wenn das Boot im Wasser ist.

Schleifen und Polieren: Video

Und dann gab es ja noch die Sache mit dem deutlich zu vielen Wasser in der Bilge im Motorraum. Wo kam das her? Ende der Saison im letzten Jahr konnten wir es nicht herausfinden. Deswegen wurde jetzt die Stopfbuchse ausgebaut, eine nette Innerei mit viel Korrosion. Der Mechaniker unseres Vertrauens hat sie gereinigt und die Packung innen erneuert. Beim Wiedereinbauen zeigte sich, dass der Motor zwei Zentimeter zu tief sitzt und dadurch die Welle hochdrückt. Daher lief sie also so schwer. Das war uns schon aufgefallen. Aber wie das zustande gekommen ist? Wir wissen es nicht. Anstrengende Arbeit für den Mechaniker: Er setzte kurzerhand den Motor insgesamt zwei Zentimeter höher. Auch so etwas, was wir selbst nicht hätten machen können. Jetzt dreht die Schraube leicht.

Im Vergleich zu solcher Schwerstarbeit war der Austausch des Wasserhahnes in der Pantry und ein neuer dauerhafter Anstrich der Holzflächen am Heck ein Leichtes.

Und für die Sicherheit kommt eine neue Rettungsinsel und ein Lifesling an Bord. Dafür sind kleine Umbauarbeiten an der Reling nötig.

Jetzt geht es hoffentlich ganz bald wieder ins Wasser (aktuell sind wir immer noch eingeparkt). Nachdem dann die Stagen, die für den Travellift ja teilweise abgebaut werden müssen, wieder richtig festgezogen sind, können wir endlich die Segel anschlagen.

Mittwochs und samstags findet in Kalamata der Markt statt. Der ist sehr groß und toll: Obst, Gemüse, Kräuter, Honig, jede Menge Fisch und natürlich die leckeren Kalamata-Oliven … hier findet man alles, was das Herz begehrt. Wir konnten uns nicht sattsehen. Hier ein paar Eindrücke.

2

Das grosse Hoch über Russland, Litauen und Belarus bringt seit Tagen einen starken, kalten Wind ins Schwarze Meer. Von dort bläst er aus Nordost in die Ägäis und weiter nach Westen durch fast den gesamten Mittelmeerraum. Über die teilweise noch schneebedeckten Berge der Peloponnes saust er heftig und eisig kalt herunter nach Kalamata. Heute am Sonntag flüchten wir in der Hoffnung auf etwas Wärme mit dem Bus nach Koroni. Vor zwei Jahren haben wir vor Koroni schon einmal eine warme Sommernacht vor Anker verbracht.

Koroni liegt etwa 50 km südlich von Kalamata an der Westseite des Messenischen Golfs. Die Reste der venezianischen Festung sieht man schon von Weitem. Steigt man hinauf, hat man einen tollen Blick über den gesamten Messenischen Golf, nach Kalamata, zu den hohen Bergen des Taygetos bis zum Cap Tenaro. Wir haben in den letzten Jahren ja schon einige venezianische Festungen erstiegen. Aber noch nie haben wir eine besucht, in der sich innerhalb der Festungsmauern so viele ”normale” Wohnhäuser befinden. Sogar ein Nonnenkloster kann man darin besichtigen. So früh im Jahr ist es hier im Ort Koroni beschaulich und gemütlich. Im Sommer ist das sicher ganz anders. Die schönen Sandstrände ziehen viele Sommerurlauber an. Wir genießen die Wärme und Ruhe.

Hier in Kalamata hat die Segelsaison noch nicht begonnen. Viele Boote stehen an Land - so wie Aglaya auch. Wir könnten noch gar nicht raus ins Wasser, denn wir sind eingeparkt. Zum Glück zeigt unser Heck in Richtung Hafen. So haben wir zumindest einen schönen Blick und können die Sonne untergehen sehen, wenn sie sich denn zeigt. Unsere “Parklücke” sollten wir auch noch gar nicht sofort verlassen. Es fehlen noch zwei Lagen Antifouling am Unterwasserschiff. Und auch ansonsten gibt es noch jede Menge Wartungs-, Erneuerungs- und Pflegearbeiten zu tun, die an Land erledigt werden können. Am 28. März ist unser Kran-Termin.