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Im letzten Sommer waren die großen Brände auf der Insel Euböa auch bei uns in Deutschland in den Nachrichten. Große Flächen der schönen Vegetation fielen den Flammen zum Opfer und viele Menschen mussten um ihre Häuser fürchten.

Nun sind wir an der Südküste angekommen und machen im Hafen von Karystos fest - einem Ort am Fuß des Ochi-Gebirges. Nur wenige Segler liegen im Hafen, aber Fischfang und Fischzucht werden hier offensichtlich groß geschrieben. Kaum Touristen, nur griechische, viele kleine Läden für den alltäglichen Bedarf. Alles ganz entspannt und gemütlich. Ein Ort zum bleiben. Hier erholen wir uns von unserem Teufelsritt gegen den Nordwind. Frisch gefangene Doraden zum Abendessen, Erzählen mit den wenigen Nachbarn auf den anderen Booten, einfach mal langsam machen bis der starke Nordwind aufhört.

Doch dann geht‘s weiter nach Norden, entlang der Westküste von Euböa im Petalischen Golf. Gut dass wir sie entdeckt haben, die Ormos Boúfalo (Buffalo Bay). Zum Namen dieser schönen kleinen Ankerbucht gibt‘s eine Geschichte aus der Antike, aber das führt hier zu weit. Einige Segelboote liegen schon vor Anker als wir kommen, aber wir finden noch einen Platz direkt neben der Sandbank, die in die Bucht hineinragt. Wir haben das Gefühl, wir liegen in einem kleinen Fjord. Eine Idylle und eine ruhige Nacht.

Seit Wochen gibt es hier heftigen Nordwind. Und wir wollen nach Norden. Nachdem wir jetzt schon drei Nächte auf der schönen Insel Kea zugebracht hatten (siehe Fotogalerie).

Wir wollten es wagen: Nach Norden, nach Karistos, auf der Südseite der Insel Euböa. Wir wissen, dass wir ein extrem seegängiges Boot mit einem starken Motor haben.

Also Anker auf und Leinen los in der Voukari-Bucht/Kea. Schließlich haben wir ja ein Date mit Freunden auf Skiathos. Es ist diesig, keine Sonne, ein paar Regentopfen.

Als wir die Bucht verlassen, kommt uns ein heftiger Nord entgegen (viel stärker, als die Wind-Apps vorhergesagt hatten), dauerhaft 30, später bis 49 kn, also knackige 8-9 Windstärken. Und es hat sich, durch den langanhaltenden Nordwind, eine hohe Dünung mit Kreuzseen gebildet, die uns direkt entgegenläuft. 

Das bedeutet: Achterbahn fahren. Der Bugspriet hebt sich bis zu geschätzten dreieinhalb Metern aus dem Wasser, um dann wieder tief einzutauchen, so tief, dass das Unterliek vom Vorsegel nass wird. 

Video: Salzwasserdusche

Wir sind froh, ein so seegängiges Boot zu haben, denn die Gischt, wenn das Boot eintaucht, fliegt durch die Rumpfform bedingt tendenziell nach außen. Bis auf einige ganz hohe Wellen, da kommt dann Wasser über und wir werden geduscht. Mit Salzwasser. 

Und je näher wir dem Hafen kommen, desto stärker wird der Wind, dauerhaft 45 Knoten jetzt. Das Boot macht mit 1.500 U/min normalerweise 4,8-5 Knoten Fahrt, was ganz gut ist - jedesmal wenn es in ein Wellental eintaucht, wird es aber sehr hart abgebremst. 

So brauchen wir für die 20 Meilen doch sieben Stunden. Und nach diesem wilden Ritt fällt der Anker im Hafen von Karisto - bei Sonnenschein und plötzlicher Windstille………

Wir haben die Peloponnes hinter uns gelassen: Den Messenischen, den Lakonischen, den Argolischen, den Saronischen Golf. Dann, nach einer Nacht vor Anker direkt vor einem der markantesten Punkte Griechenlands, Kap Sounion an der Südwestecke von Attika, gehts in die Ägäis. Bei ungünstigem Nord-Nordostwind können wir die ersten zwei Stunden noch segeln, dann ist Motor angesagt, weil der Wind - mal wieder - von vorn kommt und uns zu weit nach Süden versetzt . Also die letzten acht Meilen unter Motor mit heftiger Achterbahn-Dünung. 

Dann sind wir auf der Insel Kea, in der nordwestlichen Bucht Livadi, bei starkem Wind und Schwell. Aber wir liegen gut, mit Buganker und Heckleine, die Pier ist hoch, es ist bequem auszusteigen und direkt gegenüber im Captain Louis ein Bier zu trinken - nach langem schwierigen Ankermanöver. 

Hier legen auch Fähren an - es ist aber nicht sehr touristisch und die Touristen und Besucher scheinen Einheimische zu sein, sehr angenehm. 

Wenn der Wind nicht mehr aus Nord kommt, gehts zwischen Euböa und Attika nach Norden, Richtung Sporaden. 

Kurzer Besuch auf der Insel Poros. Hier haben wir uns vor zwei Jahren vor dem Medicane versteckt.
Ankern bei Kap Sounion
Insel Kea, Ormos Livadi

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Den ganzen Tag unter Segeln bei leichtem Wind unterwegs. So segelt Walter an seinem runden Geburtstag in die Seventies. Schöner kann es nicht sein. Von Ermioni nach Poros. Hier gibt es Sekt im Cockpit und ein leckeres Essen in der Taverna Karovolos. Lamm Kleftiko, hmm …

Ermioni (Ostseite Peloponnes) gestern. Erst sind wir einen Tag fast alleine an der Pier auf der Südseite der Landzunge. Aber gegen gestern Abend fühlen wir uns wie in einer anderen Welt: Ein Katamaran nach dem anderen kreiselt vor der Pier und sucht einen Platz. Die großen Marinas von Athen sind nicht mehr so weit entfernt und Flottillen sind offensichtlich nicht nur im Hochsommer unterwegs.

Am nächsten Tag Regen. Trotzdem sind alle weg und am Abend kommt die nächste Invasion.

Dass Leonard Cohen eine Zeitlang in Griechenland gelebt hat, wussten wir schon - jetzt wissen wir genau, wo. Eine der schönsten griechischen Inseln ist Hydra im Saronischen Golf. Zwar karg und nicht sehr fruchtbar, aber die Einwohner haben es verstanden, den Massentourismus fernzuhalten. Die Häuser klettern malerisch vom Hafen den Berg hoch, der Hauptort und der Hafen wirken wie ein hohes Amphitheater.

1960 kaufte Leonard Cohen sich ein Haus in Kamini, einem kleinen Dorf neben dem Hauptort, hier lebte er bis 1970. Hier  verliebte er sich in seine Muse, die Norwegerin Marianne. Wahrscheinlich sind hier Welthits wie „Suzanne“, „Stranger Song“ und natürlich „So long, Marianne“ entstanden. Seine Lieblingskneipe in der Stadt war das Douskus, für dessen Wirt er sogar einen eigenen Song schrieb.

Die Insel ist ursprünglich, natürlich gibt es viele Touristen, aber es gibt keine Autos, nur Maulesel zum Transport - und so soll es nach dem Willen der Bewohner auch bleiben. 

Von Porto Heli kommend stecken wir unseren Bug kurz in den kleinen Hafen von Hydra. Meistens soll er sehr voll sein. Als wir kommen, liegen schon zwei Reihen mit ineinander verschachtelten Booten. Da ist beim Ablegen Ankersalat vorprogrammiert. Wir fahren eine Seemeile weiter und ankern in der ruhigen Bucht Mandraki. Von hier aus geht‘s am nächsten Tag auf einem wunderschönen Panoramaweg zum Hauptort und auch zu Leonard Cohens Lieblingsplätzen.

Wir sagen  „So long, Marianne!“ 

Am griechisch-orthodoxen Ostermontag kommen Tillmann und Claudia zu einem Kurzbesuch an Bord. Tillmann singt im Heidelberger Jazzchor, in dem Gisela immer noch gerne mitsingt, wenn sie zu Hause in Heidelberg ist.

Eigentlich wollten wir mit den beiden einen Tag rausfahren zum Segeln. Kein Wind. Also machen wir einen Landausflug nach Kilada und laufen auf einem sehr schönen Wanderweg zur Franchthí-Höhle, einer der bedeutendsten prähistorischen Fundstätten in Griechenland. Sie war von 10.000 v. Chr. bis in die Jungsteinzeit 6000 bis 1800 v. Chr. ununterbrochen besiedelt. Beeindruckend, wie groß die Höhle ist. 

Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Kilada, sehen die beiden Schiffswerften und die vielen Boote, die an Land stehen. Wir hatten schon von anderen Seglern gehört, dass dies ein guter und sicherer Winterstellplatz für Boote ist. Auf jeden Fall ist Kilada ein wunderschöner und sehr gut geschützter Naturhafen, in dem man gut ankern kann.

Nach einem leckeren Mythos vom Fass fahren uns Tillmann und Claudia wieder nach Porto Heli. Vielen Dank für den netten Besuch und den schönen Ausflug! Ciao bis zur nächsten Chorprobe in der Winterpause!