Willkommen! Dies ist die Website von Gisela und Walter Würfel. Hier berichten wir über die Reisen und das Leben auf unserer Segelyacht Aglaya. / Welcome! This is the website of Gisela and Walter Wuerfel. Here we report about the journeys and the life on our sailing yacht Aglaya.
Nach zwei Nächten vor Anker konnten wir in Pylos endlich an die Hafenpier, um Wasser und Diesel zu bunkern und Lebensmittel einzukaufen. Dialog mit der resoluten Blondine beim Aufschliessen der Wasserversorgung: „Hello, are you the Water-Lady?“ „No, I am not the Water-Lady. I am the Harbour-Master“.
Dabei konnten wir längsseits anlegen üben, denn wir mussten uns dreimal verlegen, bis wir alles zusammen hatten. Pylos ist im Vergleich zu unserem Besuch im Sommer 2020 sehr lebendig. Wegen Corona waren im letzten Jahr viele Geschäfte geschlossen.
Bei schwachem Wind ging’s dann um die Südwestspitze des Peloponnes. Dabei konnten wir die beeindruckende venezianisch-osmanische Festung Methoni bewundern. Hier kann man auch schön ankern, aber wir entschieden uns für Finikunda, einen kleinen Ort mit Hafen etwas weiter östlich. Im Hafenguide steht, dass man dort - wenn Platz ist - an einer kleinen Pier festmachen kann. Als wir vorsichtig den Bug in den kleinen Hafen steckten, stellten wir fest, dass der Hafen voll von kleinen Booten war und sowieso für eine Yacht von unserer Länge nicht zum Anlegen geeignet ist. Was so alles in den Hafenguides steht. Darin haben wir immer wieder mal Angaben gefunden, die überhaupt nicht mit unserer Einschätzung überein stimmten.
Also wieder ankern. In solch einer schönen Bucht mit guten Ankergrund fällt das nicht schwer. Eine schöne Szenerie, ein weiter Blick, tolle Farben beim Sonnenuntergang und eine ruhige Nacht. Was will man mehr?
Navarino ist die größte geschützte Ankerbucht Griechenlands, viermal fünf Seemeilen groß, im Osten von Hügeln und im Westen von bizarren Felsen umgeben. Im Peloponnesischen Krieg 425 v. Chr. schlug die Flotte der Athener die Spartiaten. Von dieser Schlacht ist nicht sehr viel überliefert, sie kann auch vor der Bucht stattgefunden haben. Wichtiger und auch heute noch bedeutend ist die zweite Seeschlacht: Am 20. Oktober 1827 schlug eine englisch-französisch-russische Flotte die türkisch-ägyptische. Damit wurden die Osmanen aus Griechenland endgültig vertrieben: der Beginn der griechischen Unabhängigkeit.
Am 194. Jahrestag dieser Schlacht lagen wir mitten in der Bucht vor Anker und konnten die Feierlichkeiten mit Musik, Lasershow und Feuerwerk beobachten.
Nach zermürbendem Warten, unterbrochen nur durch unseren netten Besuch an Bord und an Land, läuft der Motor wieder, dank „unserem“ professionellen hervorragenden Mechaniker Dimitris aus Patras. Bevor wir loskonnten, mussten wir aber noch einen Sturm (54 Knoten, entspricht 10 Windstärken!) abwettern. Er richtete erhebliche Schäden an den Stegen der Fischer und auch in der Marina an.
Sonntag ging’s dann los, Richtung Süden. Mittlerweile sind wir schon über 100 Seemeilen weiter und nähern uns der westlichen Südspitze der Peloponnes, wo wir dann hoffentlich mit dem nach Osten abbiegen können und um die Kaps Tenaro und Maleas in die Ägäis zu segeln. Ziel: Die Insel Leros vor der türkischen Küste, etwas nordwestlich von Rhodos. Dort haben wir einen Winterliegeplatz an Land.
Sturmtief im Anmarsch
Abfahrt bei Regen
Im Hafen von Kyllini: Morgens begrüßt uns ein Regenbogen
In Kyparissia waren wir im letzten Sommer schon mal
Interessante Felsen begrenzen die Bucht von Navarino
Florin (Giselas Neffe) und seine Freundin Michelle haben uns an Bord besucht, für 10 Tage. Für diese Zeit hatten sie einen Leihwagen, was sehr praktisch war, denn wir konnten ja nicht segeln, der Motor ist noch nicht fertig.
Also machten wir in der Region viele schöne Landausflüge, es gibt ja wirklich genug Interessantes zu sehen.
Oiniades, die antike Stadt mit riesiger Stadtmauer, Theater, Agora und – wohl einmalig – einer antiken Schiffswerft, liegt heute einige Kilometer von der Küste entfernt, der Wasserstand des Meeres lag in der Antike über 10m höher. Die Stadt liegt im Delta des Acheloos-Flusses, der für die große Fruchtbarkeit dieses Gebietes mit verantwortlich ist: Gemüse, Obst, Oliven, Wein, Baumwolle und vieles mehr werden hier angebaut. Kurz vor der Mündung in einer paradiesischen Wasserlandschaft kleine sehr arm wirkende Fischerdörfer am Rand der großen Petala-Bucht, die ein beliebter und sehr geschützter Platz für Segler zum Ankern ist.
Astakos liegt am Ionischen Meer, von Messolonghi geht es eine Stunde durch eine wilde Landschaft. Ein idyllischer kleiner Hafen, von dem aus Fähren nach Kefalonia und zur Odysseus-Insel Ithaka abgehen. Und eine wunderschöne Küste mit Felsen und kleinen feinen Kiesstränden, glasklarem türkisblauem Wasser in den Buchten.
Tourlida ist der Strand von Messolonghi, hier waren wir öfter, auch abends zum Essen, man hat direkt den Golf von Patras vor sich, mit Sandstrand und schönem Ausblick, innen kann man den Salzabbau in der Lagune und das Salzmuseum besichtigen.
Kryoneri, ein kleines Fischerdorf, liegt am Fuß unseres Hausberges, des Varasova. Kurz davor der zweite Fluss, der das Land so fruchtbar macht: Der Evinos. In Kryoneri fällt der Varasova mit gewaltigen Felswänden senkrecht ins Meer ab, das direkt davor aber sehr flach ist, ein schöner Badestrand – wenn es gerade nicht stürmt, wie bei unserem Besuch.
Eine gigantische Felslandschaft haben wir auf dem Peloponnes erlebt, auf der Fahrt mit einer Zahnradbahn von Diakopto, östlich Patras, ins Gebirge. Eine Schmalspurbahn, steile Schluchten, teilweise durch Canyons, in denen es links senkrechte Felswände hinunter geht, direkt neben den Gleisen, und rechts senkrechte Felswände hoch, unglaublich beeindruckend. Oben in Kalavryta, auch beeindruckend, aber leider ganz anders: Hier haben die Nazis im Dezember 1943 alle 511 männlichen Einwohner des Dorfes ermordet, im Partisanenkrieg. Eine Tafel erinnert an insgesamt 104 Orte in Griechenland, in denen die Wehrmacht Massaker begangen hat. Die Kirchturmuhr steht seit diesem Tag auf halb drei, als das Massaker stattfand.
Heute ist Kalavryta Ausgangspunkt für ein wenige Kilometer entferntes Skigebiet.
Und hier noch ein Video von unserer Fahrt mit der Schmalspurbahn.
Nicht nur unser Besuch, auch wir haben viele schöne alte und neue Plätze kennengelernt und wieder viel über diese wunderschöne und interessante Region erfahren. Jetzt gewöhnen wir uns wieder daran, zu zweit auf unserem Boot zu leben.
Das alte Plevrona, auch Pleuron, lag auf einem Hügel etwas nordwestlich von Messolonghi, im Gebiet Ätolioarkanien, einer Region, die schon in der Antike große Bedeutung hatte. Der Name rührt von Pleuron her, dem Sohn des Aitolos, der der Region ihren Namen gab. In der Ilias wird erwähnt, dass die Stadt für den trojanischen Krieg 40 Schiffe stellte. (7./8. vorchristliches Jahrhundert, mykenische Zeit). Plevrona hatte auch unten an der Lagune einen Hafen mit eigenen Befestigungen.
Die Region Ätolien-Arkanien ist vielen nicht bekannt, obwohl sie eine Menge bedeutender antiker Stätten aufweist, unter anderem die Stadt Oiniades mit einer riesigen Stadtmauer, einer unglaublich gut erhaltenen antiken Schiffswerft und einem schönen Theater.
Es haben sich Initiativen gebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese (und auch neuere) Kulturschätze und lokale Eigenheiten einem breiteren Publikum bekannt zu machen und ökologisch-nachhaltig orientiert dafür zu werben, beispielsweise „Messolonghi by locals“ (www.messolonghibylocals.com) . Sie stellen auch Guides, die die antiken Stätten mit großer Kompetenz, Wissen und breitem Horizont zeigen und Rundgänge organisieren.
Das alte Plevrona wurde zerstört und auf einem Hügel nördlich davon in einem wesentlich größeren Umfang im dritten vorchristlichen Jahrhundert neu aufgebaut, hier lebten 10.000 Menschen – das heute so berühmte Mykene war auch nicht viel größer.
Die Stadtmauer aus riesigen quaderförmigen Steinen ist 2km lang und hat 11 Tore und 36 quadratische Türme. Der Stadtplan mit Theater, Tempelanlagen, Agora, Bäder und Stadion/ Gymnasion entspricht dem klassischen griechischen System. Besonders gut erhalten ist die riesige Wasserversorgung: Innerhalb der Mauern gab es kein Wasser, es wurde von einer Quelle außerhalb hineingeleitet, dort in verschiedene Leitungen verteilt und in einem riesigen Reservoir (33x22m) bereitgehalten, das direkt in den Fels gebaut war.
Was man außerdem noch eindrucksvoll sieht und erlebt: Das Ausgraben und Freilegen der alten Mauern und Gegenstände ist eine jahrelange regelrechte Sisyphus-Aufgabe; es sind Archäologen an der Arbeit, um den Besuchern immer weitere antike Schätze zugänglich zu machen. Und das gilt für zahlreiche antike Stätten in Griechenland.
Außer den Archäologen in Plevrona ist uns auf dem riesigen Gelände nur noch eine Schildkröte begegnet.
Erst die um fast drei Monate verzögerte Anreise zum Boot wegen Corona, dann nach einem Monat die Rückreise nach Heidelberg, damit Walters Herz die notwendige Behandlung erhält, und nun nach dem zweimonatigen Intermezzo zu Hause wieder an Bord. Erst einmal wieder Warten auf den ersehnten Mechaniker für unsere Motorkühlung. Nun war er da und hat das Kühlsystem aufgeschraubt. Korrosion! Und die nicht zu knapp. Und der Turbo funktioniert nicht mehr. Nun hat er alle betroffenen Teile abgeschraubt und mit nach Patras genommen. Gestern haben wir erfahren, dass nicht alle Teile repariert werden können. Also brauchen wir auch neue Teile. Aber woher bekommen? Unser Nanni Turbo Diesel ist in Griechenland nicht oft zu finden und eine Vertretung bzw. einen Ausstatter für Nanni gibt es nicht. Die Teile müssen - wo auch immer - bestellt werden. Und das kann dauern, bis zu einem Monat, sagt uns der Mechaniker. Mal abgesehen von der Belastung für unseren Geldbeutel müssen wir nun endgültig unseren Plan aufgeben, gegen Ende September in Poros zu sein, um Michelle und Florin an Bord zu nehmen. Wir können ihnen für den geplanten Zeitraum nur ein „Hausboot“ bieten. ?
Zum Glück sind wir hier in Messolonghi an einem schönen, angenehmen Ort. Hier kennen wir einige Leute. Inzwischen sind wir ja auch mit unseren Fahrrädern mobil. Und wir haben immer wieder schöne Ausblicke von unserem Boot aus (auf dem Foto z.B. der Sonnenaufgang).
Also heißt es für uns: warten, das Boot pflegen, uns pflegen und zuversichtlich bleiben, dass wir in diesem Jahr noch zum Segeln kommen.
Mikis Theodorakis und seine Lieder haben uns ein ganzes Stück in unserer Studentenzeit begleitet, deshalb haben wir die Nachricht von seinem Tod mit großer Trauer aufgenommen. Er starb mit 96 und wird in der Nähe von Chania, Kreta, beigesetzt.
Mikis war nicht nur ein Komponist, er war ein Kämpfer für Freiheit und soziale Gerechtigkeit, schon im Widerstand gegen die Nazis. Später, in den 1960er bis Mitte der siebziger Jahre, gab es in Europa noch Militärdiktaturen mit Zuständen wie heute in Belarus, wer weiß das noch? In Griechenland Papadopoulos, in Portugal Salazar, in Spanien Franco. Mikis Theodorakis bekämpfte die Militärdiktatur in seinem Land aktiv, politisch – und mit Liedern, dafür ging er ins Gefängnis und wurde gefoltert, unter den Nazis und auch später in den Sechzigern. Seine Lieder waren im politischen Westdeutschland der Studentenbewegung und auch später sehr populär, wir haben sie in den Siebzigern alle gehört.
Weltberühmt wurde er schon 1964 mit der Filmmusik zu „Zorba the Greek“, bei uns „Alexis Sorbas“, dazu tanzten im Film Anthony Quinn und Alan Bates - Sirtaki. Die weibliche Hauptrolle: Irene Papas. Der Film verkörpert eindrucksvoll das griechische Lebensgefühl. Mikis schrieb aber auch die Musik für politische Filme, die sich gegen Militärdiktaturen richten, „Z“ und „Phaedra“.
Er schrieb über 2000 Stücke, sogar einige davon Opern, die heute noch gespielt werden.
Er und seine Musik waren damals Teil unserer politischen Kultur, dafür sind wir ihm heute noch dankbar.
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